Lidar-Sensoren leisten einen bemerkenswerten Beitrag zur Gewinnung klarer, quantitativer Erkenntnisse über die Kosten von Wetterextremen. Während man bislang oft auf Satellitenbilder oder ökonomische Schätzungen angewiesen war, eröffnen Lidar-Daten die Möglichkeit, Landschaftsveränderungen durch Extreme wie Feuer oder Fluten hochpräzise zu quantifizieren. Der Blick auf Südkalifornien nach den Bränden im Januar 2025 belegt das eindrucksvoll: Die Messung der Höhenunterschiede zwischen Aufnahmen von 2016 und 2025 machte sichtbar, wie viele Häuser, Bäume und Strukturen tatsächlich verschwunden sind. So lässt sich der Schaden nicht nur in Dollar, sondern auch räumlich in der Landschaft nachvollziehen.


Messergebnisse schaffen Transparenz: Von Laser zu Schaden

Lidar arbeitet mit Lichtimpulsen, deren Laufzeit bis zur Rückkehr gemessen wird – daraus werden Höhenmodelle mit hoher Auflösung erstellt. Solche Modelle erlauben direkte Vergleiche zeitlich versetzter Aufnahmen, um Veränderungen sichtbar zu machen: etwa Höhenverluste als Zeichen von verbrannten Gebäuden oder Bäumen, aber auch neue Strukturen. Die Vorteile gegenüber Satellitenbildern liegen auf der Hand: Lidar liefert dreidimensionale, detaillierte Daten, die winzige Unterschiede – etwa kleine Geländeabbrüche oder Baumverluste – zuverlässig erkennen lassen.


Dieser Ansatz wurde im Rahmen des Programms AlertCalifornia angewendet, dessen Leiter Falko Kuester an der University of California in San Diego betont: Lidar-Aufnahmen erzählen eine „Geschichte der Landschaft im Zeitverlauf“ und liefern „einen Überblick über die Lage. So sah eine bestimmte Region zu diesem Zeitpunkt aus“. Das macht sie zu einer zentralen Grundlage für die Einschätzung, wie massiv ein Naturereignis war, und zugleich, welche Folgegefahren unmittelbar bevorstehen könnten.

Digitaler „Nachbau“ von Kalifornien ermöglicht konstante Handlungsempfehlungen

Über die reine Schadenserfassung hinaus investiert AlertCalifornia in ein engmaschiges Netzwerk aus Kameras, Sensoren, Drohnen und Flugzeugen, um Lidar- und Multispektraldaten zu sammeln. Die mehr als 1.000 Kameras liefern Bilder in Echtzeit, die Feuerwehr und Notfallmanagement unterstützen. Ergänzt werden sie durch luftgestützte Lidar-Daten, die die Biomasse, Feuchtigkeitsgehalte und Brennstoffmengen im Terrain präzise abbilden.

Kuester beschreibt das Ziel so: Aus den vielen Datenströmen soll ein großer „digitaler Zwilling von Kalifornien“ entstehen, der Sensor-Streams bündelt und es erlaubt, Daten in Erkenntnisse und Handlungsempfehlungen zu überführen. Damit wird Lidar nicht mehr nur nach einem Ereignis eingesetzt, sondern als Teil eines adaptiven, kontinuierlichen Monitoring- und Vorsorgesystems.

Lidar macht die Kosten besser nachvollziehbar

Lidar-Daten schaffen die Grundlage dafür, Kosten von Katastrophen nicht allein monetär unrealistisch hoch oder niedrig anzunehmen, sondern tatsächlich räumlich nachzuvollziehen. Indem Veränderungen der Landschaft exakt dokumentiert werden, gewinnt man Klarheit darüber, welche Objekte zerstört, welche Vegetation verbrannt oder weggeschwemmt wurden. Diese Einsichten ermöglichen präzisere Modelle und Risikoanalysen – sowohl zur Bewertung vergangener Ereignisse als auch zur Vorbereitung auf zukünftige.

Die Veröffentlichung eines Frameworks zur Bewertung der Schäden des Eaton-Feuers in Los Angeles nutzt eigene Modellergebnisse: Ökologische, bauliche und soziale Verluste wurden getrennt modelliert, und für das Feuer im Januar 2025 ergab sich ein direkter wirtschaftlicher Verlust von rund 4,86 Milliarden US-Dollar. Solche Analysen bieten eine solide Grundlage für gezielte Planungen, fundierte Entscheidungen und gerechtere Resilienzstrategien – denn sie offenbaren, wie Schäden räumlich verteilt waren und welche Bevölkerungsgruppen betroffen waren.

Lidar-Technologie bringt Klarheit ins chaosübersäte Feld der Klimaschäden. Sie überwindet grobe Ferndaten, setzt auf Topographie im Detail – und verknüpft technische Präzision mit gesellschaftlich relevantem Nutzen. Sei es durch direkte Schadensabschätzung, langfristiges Monitoring oder digital unterstützte Notfallstrategien: Sie legt Schnittstellen frei zwischen Forschung, Politik, Planung und dem Schutz von Menschen und Infrastruktur. Mit der Perspektive, dass niemand die Natur bezwingen, aber alle besser vorbereitet sein sollten, zeigt Lidar einen Weg, wie Wissenschaft unmittelbare Wirkung entfalten und bei kommenden Katastrophen Leben retten kann.

 

via MIT Technology Review

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