Auch in Deutschland macht sich der Klimawandel bemerkbar. Die durchschnittlichen Temperaturen steigen, im Sommer kommt es zu mehr heißen Tagen und trockenen Phasen und die Winter werden wärmer. 2018 erlebten wir einen wahren Hitzesommer, dessen Auswirkungen wir zum Teil heute noch spüren. Und auch die Bodenfeuchte und die Gewässer leiden unter diesen Folgen. Sogar das regenreiche 2021 führte nicht dazu, dass sie sich erholten. In den letzten 20 Jahren hat Deutschland viel Wasser verloren: 15,2 Milliarden Tonnen Wasser verschwanden aus den natürlichen Wasserspeichern – etwa 760 Millionen Tonnen pro Jahr. Seit 2002 geht mehr Wasser durch Verdunstung und Abflüsse verloren als durch Zuflüsse und Niederschläge hinzukommt.


Bild: Dirk Ingo Franke / CC BY-SA 2.0 DE (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/2.0/de/deed.en)

Satellitendaten geben Aufschluss

Ein Team rund um Andreas Güntner vom Deutschen GeoForschungsZentrum GFZ hat kürzlich untersucht, wie viel Wasser in den letzten Jahren in Deutschland verloren gegangen ist. Dazu werteten sie Daten der Satellitenmission GRACE sowie ihrer Nachfolgemission GRACE-Follow ON ausgewertet. Die Satelliten umkreisten die Erde paarweise und ermittelten durch Überwachung ihrer Abstände zueinander, wie stark die lokale Erdanziehung wirkt.

Das Schwerefeld der Erde wird nicht nur durch statische Massen wie etwa Gebirge beeinflusst, sondern auch von großen Wasseransammlungen. So können über die Satellitenmesse Erkenntnisse über die Veränderung des Grundwassers, der Gewässer, der Gletscher und der Bodenfeuchte gewonnen werden. Zu diesem Zweck haben die Forscher:innen die Messdaten aus vier Datensätzen für den Zeitraum von 2002 bis 2022 bereinigt und aufbereitet und dann vergleichend ausgewertet. Ergänzt wurden dien Wetterdaten durch Informationen zu Verdunstung, Niederschlägen und Temperaturen.


Extreme erschweren Prognosen

Im Ergebnis gingen Deutschland in den letzten 20 Jahren gewaltige Wassermengen verloren. Etwa 15,2 Milliarden Tonnen waren es. In diesem Zeitraum reichten die Niederschläge nicht aus, um den durch Abflüsse und Verdunstung entstandenen Verluste auszugleichen. Die Netto-Wasserbilanz der vergangenen 20 Jahre ist negativ.

Die Beobachtungen aus allen Datensätzen zeigen, dass ein Jahr mit höheren Niederschlägen wie 2021 nicht ausreicht, um die Defizite der Wasserspeicherung, die sich über den längeren Zeitraum angesammelt haben, wieder auszugleichen, so Güntner.

Allerdings konnten die Forscher:innen auch zeigen, dass die Wasservorkommen in Deutschland starken Schwankungen unterworfen sind. „Da es in den zwanzig Jahren der bisherigen Datenerhebung einige auffällige Extreme gegeben hat, ist eine Aussage zu einem langfristigen Trend nur schwer zu treffen„, erklärt Güntner weiter. Im Hochwasserjahr 2002 gab es etwa einen deutlichen Wasserüberschuss, der dann aber durch die extreme Trockenheit 2003 wieder aufgezehrt wurde. 2004 und 2005 blieben die gespeicherten Wassermengen dann weitestgehend stabil.

Negativtrend erkennbar

Seit 2015 ist aber ein Trend erkennbar, der dann ab 2018 noch einmal deutlich zunahm: Die Wasserverluste haben durchaus zugenommen und die deutschen Wasservorkommen erreichten Im August 2019 ihren Tiefpunkt: Damals gab es in Deutschland 47 Millionen Tonnen Wasser weniger als es im langjährigen Mittel der Fall war. Seitdem konnten sich Wasserspeicher wieder ein wenig füllen. Allerdings bleibt die Bilanz weiter negativ.

Bereits heute wird prognostiziert, dass die Wasserverfügbarkeit bei weiter anhaltendem Klimawandel auch in Deutschland zurückgehen wird. Betroffen werden vor allem Nord- und Ostdeutschland sein.

 

via Helmholtz-Zentrum Potsdam – Deutsches GeoForschungsZentrum GFZ

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