Die Medizintechnik wird sich auch in Zukunft durch ein sehr hohes Innovationspotenzial auszeichnen. Die wichtigsten Trends und Technologien bis 2030 stellen die Zukunftsforscher der Future-Management Group vor. Das globale Bevölkerungswachstum, der zunehmende Anteil älterer Menschen und die weltweit wachsenden Mittelschichten lassen die Nachfrage nach Medizintechnik weiter steigen.  In einem sich global verschärfenden Wettbewerb und angesichts immer kürzerer Entwicklungszyklen heißt es in Zukunft mehr denn je, innovative Produkte und Lösungen schnell auf den Markt zu bringen und als Unternehmen auf allen Ebenen und in alle Richtungen flexibel reagieren zu können.


Welche Trends der Medizintechnik 2030 die Branche beschäftigen werden, haben Zukunftsforscher der Future-Managementgroup AG, Eltville, ermittelt und zusammengefasst. Das Internet der Dinge wird ihrer Meinung nach das Gesundheitswesen revolutionieren. Von der umfassenden Vernetzung medizinischer Geräte profitieren Ärzte, Patienten, Angehörige und Pflegepersonal gleichermaßen. Zahlreiche Prozesse können vereinfacht und beschleunigt und die medizinische Versorgung so insgesamt verbessert werden. Die gewonnenen Daten sind zudem eine wichtige Ressource, um die medizinische Forschung deutlich voranzubringen.


Mit Big-Data-Lösungen Wettbewerbsvorteile sichern

Durch den verstärkten Einsatz vernetzter medizinischer Geräte wächst die Menge der verfügbaren Gesundheitsdaten rasant. Big Data Analytics ermöglicht es, auch in unstrukturierten Daten Muster zu erkennen. Die Medizintechnik-Unternehmen können mit Big-Data-Lösungen Wettbewerbsvorteile sichern, Einsparpotenziale generieren und neue Geschäftsfelder erschließen. Patienten profitieren von einer personalisierten Medizin in Diagnose und Therapie auf der Grundlage von Ähnlichkeitsanalysen.

Die Virtualisierung ist die Grundlage für immer realistischere Einblicke in das Körperinnere des Menschen. Fortschritte im Bereich der bildgebenden Verfahren, 3D-Simulationen sowie Virtual- und Augmented-Reality-Anwendungen ermöglichen es unter anderem, bessere Diagnosen zu stellen, Prozesse, Behandlungen und Eingriffe, beispielsweise Operationen, durch Simulation detaillierter zu planen und zu trainieren sowie Patienten Behandlungsschritte verständlicher zu machen.

Sensoren verbessern die medizinische Versorgung

Auch Sensoren spielen in der Medizintechnik eine immer wichtigere Rolle. So ermöglicht die Sensorisierung neue Formen der medizinischen Versorgung, etwa im Bereich der Fernüberwachung, wie Telemedizin, Ambient Assisted Living, Body Area Networks und In-Body-Systeme. Neue und immer kleinere Sensoren verbessern zudem die Portabilität, die Präzision sowie die Leistungsfähigkeit und das Leistungsspektrum von medizintechnischen Geräten. Ein weiteres wichtiges Einsatzgebiet ist die Prothetik.Automatisierung und Robotisierung ermöglichen ebenfalls zahlreiche Anwendungsfelder in der Medizintechnik, von der Montage und Produktion medizintechnischer Geräte selbst über die Automation von Prozessen im medizinischen Sektor, wie Sterilisation, Laboranalysen oder Herstellung von Prothesen, bis hin zum Einsatz von Robotern zur Entlastung von Krankenhaus- und Pflegepersonal. Hochspezialisierte Roboter werden verstärkt auch im OP eingesetzt, insbesondere im Bereich der minimal-invasiven Chirurgie.

Selbst kleinste Produkte werden immer smarter

Digitalisierung und Miniaturisierung sind die Basis für die zunehmende Dematerialisierung medizintechnischer Geräte. Sogenannte Embedded Systems machen selbst kleinste Produkte ‚smart‘ und ermöglichen völlig neue Anwendungsfelder, etwa hochportable Geräte für Gebiete mit schlechter medizinischer Infrastruktur. Mit kostengünstigen Geräten, mit denen sich eine wachsende Zahl gesundheitsbezogener Tests auch zu Hause durchführen lässt, können Medtech-Unternehmen auch den Massenmarkt erschließen.Die zunehmende Dematerialisierung medizintechnischer Geräte ermöglicht wiederum Modelle, sogenannte Wearables und Implantables, die von Patienten und Gesundheitsorientierten zeitweise oder dauerhaft am oder im Körper getragen werden können. Beispiele sind Kontaktlinsen, die den Blutzuckerspiegel messen, smarte Textilien, die Vitalparameter überwachen, und implantierbare Chips, die die Medikamenteneinnahme kontrollieren oder selbst Substanzen abgeben, etwa empfängnisverhütende Hormone.

Ein perfektes Beispiel für die smarte Technik am kleinen Gerät ist sicher das Hörgerät. Bluetooth macht es möglich, dass sich moderne Hörgeräte mit dem eigenen Smartphone problemlos verbinden lassen – eine Technologie, die jedem Hörgeräteträger schon jetzt unzählige Möglichkeiten bietet: So lassen sich viele Hörgeräte bequem mittels spezieller Apps über das Smartphone steuern: von der Lautstärkeneinstellung bis zur Feinjustierung. Ob beruflich oder privat, das Leben spielt sich dank der Bluetooth-Technologie direkt im Ohr ab. Die neuesten Hightech-Hörgeräte, die es auf dem Markt gibt, lassen sich aber nicht nur mit dem Smartphone drahtlos verknüpfen, sondern etwa auch mit Auto-Navigationsgeräten und Haushaltsgeräten. Hat die Waschmaschine etwa ihren Job erledigt, bekommt man ein akustisches Signal ins Ohr. Auch Musik kann direkt ins Ohr gestreamt werden.

Auch spezielle Übersetzungs-Apps sind längst keine Zukunftsmusik mehr: Spricht das Gegenüber in mein Smartphone, bekomme ich das Gesprochene direkt in meine Hörgeräte übersetzt. In naher Zukunft werden Hörgeräte diese Funktion selbstständig durchführen können – wenn die Speicherkapazitäten größer sind. Ein erster Schritt in diese Richtung ist die Akku-Technologie, die immer gefragter ist, da der Batteriewechsel wegfällt. 

Neue Werkstoffe sorgen für verbesserte Produkteigenschaften

Werkstoff-Innovationen bilden die Grundlage für die nächste Generation medizintechnischer Geräte mit neuen, verbesserten Eigenschaften unter anderem hinsichtlich Beständigkeit, Stabilität, Biokompatibilität, Hygiene, Verformbarkeit, Rohstoffverbrauch oder Recyclingfähigkeit. Beispiele sind carbonfaserverstärkte Werkstoffe in der Prothetik, Magnesium als Material für Implantate, innovative technische Textilien oder nanotechnologische Verfahren zur Strukturierung und Beschichtung von Oberflächen.

Eine stärkere Individualisierung in der Medizin soll die Patientenversorgung verbessern und die Leistungsfähigkeit des Gesundheitssystems ausbauen. Medizintechnische Lösungen sind individualisierte Prothesen und Implantate (zum Beispiel durch 3D-Druck) oder elektronische Tabletten, die Wirkstoffe gezielt und abgestimmt auf den Echtzeitzustand des Patienten im Körper freisetzen. Die Individualisierung der Medizintechnik geht einher mit der Notwendigkeit zur Bewältigung erheblicher Datenmengen.

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