Auch wenn der Klimawandel in der öffentlichen Debatte in Deutschland kürzlich etwas aus dem Fokus geriet, ist er weiterhin ein wichtiges Thema. Das drastische Senken der Treibhausgasemissionen gilt als effektivstes Mittel zum Eindämmen des fortschreitenden Klimawandels. Im Idealfall schaffen wir es möglichst schnell an den Punkt, an den CO2-bindende Prozesse sowie der CO2-Ausstoß sich gegenseitig ausgleichen, sodass wir eine Netto-Null-Emission erreichen. Spätestens Mitte des Jahrhunderts, so heißt es im aktuellen Weltklimabericht, soll dieses Ziel erreicht werden. Allerdings fanden Forscher:innen nun heraus: Selbst wenn es gelingen würde, von heute auf Morgen alle CO2-Emissionen zu stoppen, würden Hitzewellen und Temperaturrekorde in Europa in Zukunft häufiger auftreten. Je späte die Menschheit Netto-Null-Emissionen erreicht, desto schlimmer wird die Situation werden.


Foto: Dry!, TheZionView View, Flickr, CC BY-SA 2.0

Ernüchternde Ergebnisse

Forscher:innen rund um Eduardo Alastrué de Asenjo von der Universität Hamburg haben untersucht, welche Rolle der Zeitpunkt spielt, an dem wir die Netto-Null-Emissionen erreichen sowie wie dies die Hitzeextreme in Europa beeinflussen würde. „Obwohl das Ziel der Netto-Null-Emissionen zu den zentralen Konzepten von Klimapolitik und Forschung gehört, sind die Reaktionen der Temperaturen darauf weitgehend unsicher„, schreiben die Forscher:innen. Das Team nutzte langfristige Klimasimulationen, die tausend Jahre in die Zukunft reichen und spielten mehrere Szenarien durch, in denen die globale Netto-Null jeweils zu unterschiedlichen Zeitpunkten erreicht wird. Dabei simulierten sie das Erreichen der Netto-Null-Emissionen sofort, im Jahr 2030 sowie im Jahr 2060.

Das Ergebnis ist ernüchternd: Auch wenn es gelänge, alle Emissionen mit sofortiger Wirkung zu stoppen, wäre es nicht mehr möglich, eine weitere Zunahme von Klimaextremen aufzuhalten. Selbst in diesem Szenario, das offensichtlich unrealistisch ist, bliebe das Klima nicht so, wie es derzeit ist. Das liegt daran, dass das Klimasystem nur verzögert auf Treibhausgase reagiert. Für die Menschheit bedeutet das: Die Erwärmung, Eisschmelze und andere Klimafolgen werden sich auf jeden Fall weiter verschlimmern. Das werden wir auch in Europa merken: „Was wir heute als Hitzerekorde erleben, wird in einem stabilisierten Klima der Zukunft zur durchschnittlichen maximalen Jahrestemperatur werden„, so Alastrué de Asenjo.


Je später wir die Emissionen stoppen, desto schlimmer wird es werden

Realistischer, wenngleich auch ebenfalls eher unwahrscheinlich, wäre ein Netto-Emissionsstopp im Jahr 2030. In diesem Szenario würden die Klimaextreme bereits deutlich intensiver ausfallen als bei einem sofortigen Emissionsstopp. „Eine Verzögerung um fünf Jahre führt bereits zu deutlich messbaren Unterschieden, die selbst nach tausend Jahren noch bestehen„, erläutert Alastrué de Asenjo.

Sollte die Netto-Null erst 2060 erreicht werden, könnten extreme Hitzewellen im Mittelmeerraum bis zu dreißig mal häufiger auftreten als heute. Und auch bei uns in Mitteleuropa würde das Risiko für extreme Hitzeereignisse um das Zwei- bis Fünffache steigen. Extreme Sommer, wie wir sie etwa 2019 oder 2023 erlebt haben, wären die neue Normalität.

Es zählt jedes Jahr, in dem wir Emissionen nicht deutlich senken“, sagt Alastrué de Asenjo. „Was heute entschieden wird, bestimmt, wie heiß es in Europa über viele Generationen hinweg sein wird„, so Alastrué de Asenjo.

via Universität Hamburg (via idw)

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