Wir leben in einer Welt, die Geld über alles stellt – und genau darum geht es vielen Menschen und der Natur so schlecht. Wie wäre es, ein Wirtschaftssystem zu etablieren, das ethisches Verhalten belohnt, und so zurückführt in eine Gesellschaftsordnung, die heilsam statt zerstörerisch wirkt?


Foto: Happy Crowd, Alexandre Delbos, Flickr, CC BY-SA 2.0

Seit 2010 besteht eine wachsende Initiative

Ansätze, eine Gemeinwohlökonomie zu starten, hat es in der Vergangenheit schon einige gegeben. Bislang landeten die Projekte immer wieder in der Versenkung, doch ab 2010 scheint sich das geändert zu haben. Seitdem haben sich bereits mehr als 160 Organisationen, 2.200 Firmen und 9000 Einzelpersonen zu einer wachsenden Initiative zusammengeschlossen, die sogar schon den Europäischen Wirtschafts- und Sozialausschuss erreicht hat. Ab Februar 2015 diskutierten die dortigen Mitglieder darüber, ob sich die Gemeinwohlökonomie in den Rechtsrahmen der EU einpassen lässt – und im September desselben Jahres entschied sich eine deutliche Mehrheit dafür. Wenn alles gut geht, wird es ab 2020 erste Schritte der EU in diese Richtung geben – doch worum geht es überhaupt genau?

Gemeinwohl-Testate für Unternehmen wichtiger als Finanzbilanz

Das neuartige Wirtschaftssystem basiert auf den fünf Wertesäulen der Menschenwürde, der sozialen Gerechtigkeit, Solidarität, ökologischen Nachhaltigkeit und demokratischen Selbstbestimmung. Unternehmerischer Erfolg wird genau an diesen Messlatten gemessen, die Finanzbilanz bleibt natürlich trotz allem noch erhalten. Doch das eigentliche Ziel jeder Firma soll die Verbesserung des Gemeinwohls werden, das mit Hilfe von 17 Indikatoren, die den fünf Werten zugeordnet sind, genauer erfasst werden soll. Gemeinwohlauditoren werden dafür zuständig sein, die Gemeinwohlbilanz zu überprüfen und das zwei Jahre gültige Gemeinwohl-Testat auszustellen, falls das Unternehmen bestanden hat. Für ethisches Verhalten sind Belohnungen vorgesehen.


Die Bewegung versteht sich als Auslöser für Bewusstseinswandel

Insgesamt handelt es sich nicht um ein vollständig ausgearbeitetes Konzept, das sich an starren Leitlinien orientiert. Ganz im Gegenteil: Gesellschaftlich versteht sich die Gemeinwohlökonomie-Bewegung eher als möglicher Auslöser für einen Bewusstseinswandel. Sie sucht die Vernetzung zu anderen, ähnlich gelagerten Organisationen und arbeitet partizipativ und ergebnisoffen. Lokale Prozesse sollen wachsen und gedeihen, um eine globale Ausstrahlung zu entfalten. Das Logo der Bewegung enthält deshalb zwei Löwenzahnsamen an ihren kleinen Fallschirmchen, denn das Wirtschaftsmodell der Zukunft wird aktuell noch ausgesät und benötigt Zeit, um zu gedeihen.

Quelle: ecogood.org

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