Aktuell basiert die Ernährung der Weltbevölkerung auf der klassischen Landwirtschaft. Die grundlegenden Mechanismen haben sich dabei in den letzten Jahrhunderten nur unwesentlich verändert. Zwar ist die Lebensmittelproduktion dank moderner Technik und dem Einsatz von Düngemitteln deutlich effizienter geworden. Doch noch immer wachsen Pflanzen zumeist auf dem Acker und Tiere werden im Stall gehalten. Gleich zwei Entwicklungen könnten hier zukünftig aber für gewaltige Veränderungen sorgen. So werden Pflanzen inzwischen teilweise in riesigen Fabrikhallen mithilfe meterhoher Regalreihen angebaut. Aktuell bedienen die Betreiber solcher Vertical-Farming-Anlagen lediglich eine Nische und verdienen kaum Geld. Doch die Wachstumszahlen können sich durchaus sehen lassen. Hinzu kommt die Tatsache, dass immer mehr Verbraucher auf frische und lokale Lebensmittel setzen.


Kühe Metangas
Echte Tiere könnten für die Fleischproduktion bald nicht mehr benötigt werden. Foto: Curious Cows, Micolo J, Flickr, CC BY-SA 2.0

Google-Gründer Sergey Brin gehörte zu den ersten Investoren

Auch bei der Herstellung von Fleisch werden aktuell die Grundlagen für einen einschneidenden Wandel gelegt. Durch im Labor gezüchtete Zellkulturen könnte es gelingen, Fleisch zu produzieren ohne dafür Tiere schlachten zu müssen. Grundsätzlich ist dies bereits seit einigen Jahren möglich. So präsentierte der Niederländer Mark Post schon im Jahr 2013 den weltweit ersten Hamburger mit künstlichem Rinderhack. Das Problem damals: Die Herstellung verschlang stolze 250.000 Euro. Für Post war es allerdings schon ein Erfolg, dass er seine Forschungen in diesem Bereich überhaupt betreiben konnte. Denn die niederländische Regierung kürzte ihm im Jahr 2010 die Forschungsgelder. Das Projekt stand vor dem Aus. Fortgesetzt werden konnten die Arbeiten letztlich nur, weil Google-Gründer Sergey Brin einen mittleren sechsstelligen Betrag zur Verfügung stellte.

Die Kosten sind bereits massiv gesunken

Bis heute zieht die Branche zahlreiche prominente Investoren an. Neben Brin haben beispielsweise auch Bill Gates, Peter Thiel und Richard Branson in entsprechende Startups investiert. Selbiges gilt für mehrere Großkonzerne – etwa den Pharmariesen Merck. Inzwischen konnten die Verfahren daher massiv verbessert werden. So kann heute nicht nur Rinderhack gezüchtet werden, sondern beispielsweise auch Hähnchenfleisch. Außerdem sind die Kosten massiv gesunken. Die Produktion eines Chicken Burgers mit Laborfleisch kostet aktuell beispielsweise knapp 100 Dollar. Damit lassen sich natürlich noch keine Endkunden gewinnen. Doch die Entwicklung geht in die richtige Richtung: Vor noch gar nicht all zu langer Zeit lag der Wert bei mehreren tausend Euro. Das US-Startup Just geht davon aus, dass schon in drei Jahren der entscheidende Meilenstein erreicht sein könnte: Dann wäre Laborfleisch günstiger als die Alternative aus dem Stall.


Schon 2020 sollen die ersten Restaurants beliefert werden

Die ersten Kunden könnten aber schon vorher in den Genuss des Laborfleischs kommen. Denn schon Ende nächsten Jahres sollen einige Restaurants mit entsprechenden Produkten beliefert werden. Diese wären dann zwar noch vergleichsweise teuer, könnten aber mit zwei anderen Vorteilen beworben werden. Zum einen müssen für das Steak oder die Hähnchenbrust dann keine Tiere mehr Leiden. Zum anderen fallen dabei auch deutlich weniger CO2-Emissionen an als bei der klassischen Tierhaltung. Welches Potential die Thematik bietet, zeigt das Beispiel der Firma Beyond Meat. Diese produziert veganen Fleischersatz auf pflanzlicher Basis und löste damit einen gewaltigen Hype aus, der Auswirkungen bis an die New Yorker Börse mit sich brachte. Dabei vertreibt das Unternehmen eigentlich nur ein Nischenprodukt. Laborfleisch hingegen soll zukünftig den Massenmarkt adressieren.

Die Branche muss noch drei Herausforderungen meistern

Bis es so weit ist, stehen die Firmen aber noch vor drei großen Herausforderungen. Zunächst muss die Herstellung wie bereits erwähnt noch deutlich günstiger werden. Hier scheint die Branche auf dem richtigen Weg zu sein. Dann muss sichergestellt sein, dass das Laborfleisch auch tatsächlich so schmeckt wie das Original aus dem Stall. Die zahlreichen Startups kooperieren daher schon heute mit renommierten Köchen, die sich regelmäßig sehr positiv über die Produkte äußern. Der finale Test wird aber wohl erst auf der Zunge des Endverbrauchers stattfinden. Und zuletzt ist noch völlig unklar, wie Verbraucher auf Fleisch aus dem Reagenzglas reagieren werden. Bei gentechnisch veränderten Pflanzen sind die meisten Kunden extrem skeptisch. Nur wenn es den Firmen gelingt, sich davon klar abzugrenzen, könnten sie eines Tages tatsächlich einen relevanten Teil des Nahrungsmittelmarktes erobern.

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