Die Menschheit hat große Pläne für die Besiedlung des Weltraums. So will unter anderem SpaceX eine Kolonie auf dem Mars gründen. Auch die Errichtung von dauerhaften Basen auf dem Mond wird von verschiedenen Stellen geplant. Noch ist allerdings unklar, wie der menschliche Körper auf die besonderen Bedingungen des Weltraums reagiert. Dies gilt insbesondere, wenn die Aufenthalte zukünftig nicht mehr zeitlich begrenzt erfolgen sollen, sondern dauerhaft. Wissenschaftler haben daher eine Studie durchgeführt, bei der sie Astronauten vor und nach dem Einsatz auf der internationalen Raumstation ISS untersucht haben. Im Schnitt hielten sich die untersuchten Raumfahrer 169 Tage im All auf. Bei ihnen wurde mithilfe eines neu entwickelten Bluttests zum einen die Gewebestruktur im Gehirn untersucht. Zum anderen wurde geschaut, wie sich verschiedene Biomarker entwickelt haben. Das eher unerfreuliche Ergebnis: Bei allen untersuchten Astronauten wurden bereits unmittelbar nach der Rückkehr Schäden am Gehirn festgestellt.


Bild: Gemeinfrei

Der Alterungsprozess scheint sich im All zu beschleunigen

So stellten die Forscher fest, dass es bei allen relevanten Gewebearten zu schadhaften Veränderungen gekommen ist. Diese wurden zwar als eher leichtgradig eingestuft. Gleichzeitig gehen die Forscher aber davon aus, dass sie dauerhaft bestehen bleiben. Noch ist nicht ganz geklärt, ob sich die Schäden bei noch längeren oder sich wiederholenden Aufenthalten im All verstärken oder ob es bei den vergleichsweise geringen Belastungen bleibt. Zusätzlich konnten die Forscher auch feststellen, dass gleich mehrere Proteine, die mit dem Alterungsprozess in Verbindung gebracht werden, deutlich vermehrt auftraten. Dies könnte darauf hindeuten, dass Aufenthalte im All den Alterungsprozess beschleunigen. Auch hier wäre es denkbar, dass sich dieser Effekt bei einer dauerhaften Besiedlung sogar noch potenziert. In letzter Konsequenz könnte dies bedeuten, dass die Lebenserwartung in einer Kolonie auf dem Mars niedriger läge als auf der Erde, selbst wenn die medizinische Versorgung an beiden Orten gewährleistet wäre.

Weitere Studien sollen die Ursache klären

Im Rahmen ihrer Studie haben die Forscher zunächst einmal geschaut, welche Veränderungen der Aufenthalt im All im Gehirn hervorruft. Nun muss noch untersucht werden, weshalb es zu den beobachteten Effekten kommt. Am wahrscheinlichsten ist, dass die Schwerelosigkeit hier eine Rolle spielt. Diese könnte dafür sorgen, dass das venöse Blut nicht mehr richtig aus dem Kopf abfließt. Dadurch wiederum käme es zu einem Druckanstieg im Nervenwasser. Bisher allerdings handelt es sich hier nur um eine theoretisch denkbare Erklärung. Diese muss nun im Rahmen von weiteren Studien noch verifiziert werden. Im Idealfall könnten aus den Ergebnissen dann auch vorbeugende Maßnahmen abgeleitet werden, die helfen könnten, die beobachteten Schädigungen zu verhindern oder zumindest zu verringern. Dies wiederum wäre eine wichtige Voraussetzung für eine erfolgreiche menschliche Besiedlung des Weltalls.


Via: Jama Neurology

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