Die Vielfalt unseres Mund-Mikrobioms hängt unmittelbar mit unserem psychischen Zustand zusammen: Das fanden Forscher an der New York University anhand einer großen Studie heraus. Aus der Erkenntnis können sich neue Therapieansätze ergeben. Eins jedoch wird immer wieder klar: Im menschlichen Körper hängt alles mit allem zusammen – wir haben noch längst nicht alle Wechselwirkungen erfasst. Depressionen verursachen viel Leid Depressionen haben desaströse Wirkung Depressionen gehören nicht nur zu den häufigsten Erkrankungen unserer Zeit, sie werden auch am meisten unterschätzt. Etwa 9,5 Millionen Menschen sollen allein in Deutschland davon betroffen sein: für den Einzelnen mindestens so desaströs wie für unsere Gesamtgesellschaft. Nun fanden US-amerikanische Wissenschaftler einen unerwarteten Zusammenhang zwischen unserem Mund und der Erkrankung, der nicht nur zu neuen antidepressiven Behandlungsansätzen führen kann. Auf der Mundschleimhaut befindet sich die zweitgrößte Ansammlung von Mikroben in unserem Körper, gleich hinter dem Dickdarm. Der Hauptautor der Untersuchung, Bei Wu, meint dazu: »Ein besseres Verständnis des Zusammenhangs zwischen dem oralen Mikrobiom und Depressionen könnte uns nicht nur dabei helfen, mehr über die Mechanismen zu erfahren, die Depressionen zugrunde liegen, sondern auch zur Entwicklung neuer Biomarker oder Behandlungen für Stimmungsstörungen beitragen.« Er und sein Team analysierten die Daten von 15.000 erwachsenen Menschen ab 18 Jahre, die an einer Untersuchung des National Health and Nutrition Examination Survey (NHANES) der Centers for Disease Control and Prevention teilgenommen hatten. Die von den Probanden ausgefüllten Gesundheitsfragebögen kombinierten sie mit einer Gensequenzierung ihrer Speichelproben und fanden einen direkten Zusammenhang: Depressive Menschen haben ein deutlich weniger vielfältiges Mikrobiom als psychisch Gesunde. Was war zuerst da, das Huhn oder das Ei? Das Mund-Mikrobiom reduziert sich beispielsweise durch fehlende Mundhygiene, aber auch durch bestimmte Pflegebehandlungen wie Wurzelglättung, Zahnsteinentfernung und Tiefenreinigung. Daneben können Rauchen und Alkoholkonsum die Ursache für fehlende Mikrobenarten sein. Damit stellt sich, wie so oft in der Wissenschaft, auch hier wieder die Frage: Was war zuerst da, das Huhn oder das Ei? Im Klartext: Führen Depressionen zu Verhaltensweisen, die das Mikrobiom verringern – oder löst die mangelnde Mikroben-Vielfalt Depressionen aus? Die Antwort muss nicht unbedingt ein Entweder-Oder sein, es kann sich auch um eine Kombination aus beidem handeln. Wu sagt dazu: »Wir brauchen mehr Forschung, um die Richtung und die zugrunde liegenden Wege dieser Beziehung zu verstehen.« Neue Therapieansätze locken, nicht nur für Depressionen, sondern auch für Demenz und andere Krankheiten, die weltweit Leid verursachen. Quelle: nyu.edu Teile den Artikel oder unterstütze uns mit einer Spende. Facebook Facebook Twitter Twitter WhatsApp WhatsApp Email E-Mail Newsletter