Atomreaktoren in der Wüste zu errichten, war bislang keine richtig gute Idee. Denn die bisherigen Anlagen müssen sehr stark gekühlt werden – wofür in der Regel große Mengen an Wasser notwendig sind. Nun aber hat China angekündigt, in der Provinz Gansu in der Wüste einen sogenannten Flüssigsalzreaktor zu errichten. Die Bauarbeiten haben den offiziellen Angaben zufolge bereits begonnen und sollen im September dieses Jahres abgeschlossen sein. Dann könnte der Prototyp seine Arbeit aufnehmen und eine Premiere feiern. Denn während das Konzept des Flüssigsalzreaktors grundsätzlich weltweit verfolgt wird, scheiterten alle anderen Projekte bisher schon vor der Realisierung. Einen Vorteil der neuartigen Atomreaktoren haben wir bereits angesprochen: Sie kommen ohne Kühlwasser aus. Die Anlagen lassen sich also auch in extrem trockenen Gebieten realisieren.


Flagge China
Foto: Alexander Trisko

Brennstäbe aus Uran werden nicht mehr benötigt

Auch deshalb sind sie so interessant für die chinesische Führung. Denn diese muss vor allem in West- und Zentralchina zahlreiche Regionen mit sauberem Strom versorgen, um die selbst gesetzten Klimaziele zu erfüllen. Bisher laufen dort zumeist klimaschädliche Kohlekraftwerke. Um diese zu ersetzen, wird der Ausbau der Erneuerbaren Energien alleine nicht ausreichen. Deshalb setzt China auf die Atomenergie. Klassische Atomkraftwerke sind aber vergleichsweise teuer und bringen stets die Gefahr einer Atomkatastrophe mit sich. Die Lösung sollen daher nun die deutlich kleineren Flüssigsalzreaktoren mit sich bringen. Diese können zum einen – wie bereits erwähnt – deutlich flexibler eingesetzt werden. Zum anderen werden aber auch keine Brennstäbe aus Uran benötigt. Stattdessen laufen die Kraftwerke mit flüssigem Thorium. Der Vorteil: Kommt es zu einem Leck im Reaktor, kühlt das Thorium schnell ab.

Auch Bill Gates und Joe Biden setzten auf Mini-Reaktoren

Es entweicht somit deutlich weniger Radioaktivität in die Umwelt als bei einer klassischen Atomkatastrophe. Zumindest in der Theorie bringen die Flüssigsalzreaktoren also eine ganze Reihe an entscheidenden Vorteilen mit sich. Nun muss sich zunächst allerdings noch zeigen, ob es den chinesischen Ingenieuren tatsächlich gelungen ist, die zahlreichen technischen Herausforderungen zu meistern, die bisher den Durchbruch der Technologie verhindert haben. Auch in den Vereinigten Staaten wird bereits seit vielen Jahren an neuen Reaktortypen geforscht. Dort arbeitet unter anderem das Unternehmen Terrapower an entsprechenden Ansätzen. Finanziert wird es unter anderem von Microsoft-Gründer und Multi-Milliardär Bill Gates sowie Investorenlegende Warren Buffet. Auch hier gibt es eine gewisse politische Unterstützung. So kehrten die Vereinigten Staaten unter dem neuen Präsidenten Joe Biden zum Weltklimavertrag von Paris zurück. Gleichzeitig verkündete dieser aber auch, dass Emissionen mithilfe von neuen Mini-Reaktoren eingespart werden sollen.


Via: New Atlas

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