In vielen Science-Fiction-Romanen kommen Organismen vor, die eingefroren und später wieder zum Leben erweckt werden. In der Praxis ist dies bisher aber nur bei Einzellern gelungen. Nun aber haben russische Forscher im sibirischen Permafrostboden sogenannte Rädertierchen untersucht. Weltweit wurden davon bisher rund 2000 unterschiedliche Arten entdeckt, die in der Regel über drei Körperteile verfügen: Einen Fuß, einen Rumpf und einen Kopf. Sie leben normalerweise im Wasser und ernähren sich von Algen und Plankton. Im Permafrost fanden die russischen Wissenschaftler nun Rädertiere der Gattung Adineta. Mithilfe der Radiokarbondatierung wurde anschließend das genaue Alter der Mikro-Organismen bestimmt. Dabei stellte sich heraus, dass diese schon rund 24.000 Jahre existierten. Trotzdem waren sie nach dem Auftauen nicht nur in der Lage weiter zu leben, sondern konnten sich sogar auch noch fortpflanzen.


Bild: Juan Carlos Fonseca Mata, CC BY-SA 4.0 <https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0>, via Wikimedia Commons

Die Tiere besitzen einen natürlichen Schutzmechanismus

Dies stellt aus wissenschaftlicher Sicht einen wichtigen Durchbruch dar. Denn zuvor war es Forschern lediglich gelungen, Rädertierchen für rund zehn Jahre einzufrieren und danach wieder aufleben zu lassen. Die Natur scheint da aber schon deutlich weiter zu sein. Mit den Fortpflanzungen der Organismen aus dem ewigen Eis unternahmen die Forscher dann noch weitergehende Experimente. So wurden diese bei minus 15 Grad Celsius für rund eine Woche eingefroren. Selbiges passierte mit gewöhnlichen Exemplaren aus der heutigen Zeit. Das Ziel der Forscher: Genauer zu verstehen, wie der Prozess des Einfrierens und wieder Auftauens funktioniert. Tatsächlich konnte nachgewiesen werden, dass die Eiskristalle, die beim langsamen Einfrieren entstehen, bei den meisten Tierchen keine bleibenden Schäden hinterließen. Sie scheinen also über einen Schutzmechanismus zu verfügen, der die Organe intakt hält.

Die Forscher suchen nun nach weiteren Arten

Gelänge es, diesen detailliert zu erfassen und gegebenenfalls sogar gezielt zu imitieren, käme man den Fantasien vieler Science-Fiction-Autoren zumindest ein wenig näher. Allerdings machen die Forscher auch eine deutliche Einschränkung. Zwar ist es erstmals gelungen mehrzellige Wesen mit Darm und Gehirn unbeschadet einzufrieren. Klar ist aber auch: Je komplexer ein Organismus ist, desto komplizierter wird ein solches Verfahren. Bei Säugetieren ist das Einfrieren zudem bisher noch überhaupt nicht möglich. Die Forscher haben also noch einiges an Arbeit vor sich. Zunächst wollen sie nun untersuchen, ob es für die Tiere einen Unterschied macht, wie lange sie im Eis verbleiben. Anschließend soll nach weiteren Arten gesucht werden, die über einen Schutzmechanismus gegen sich bildende Eiskristalle verfügen. Diese wiederum könnten dann weitere Erkenntnisse für ein genaueres Verständnis liefern.


Via: Current Biology

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.