Die schottische Isle of Eigg ist nicht an das öffentliche Netz angeschlossen. Trotzdem bekommt jeder der gut 100 Bewohner genügend Strom, um Computer, Kühlgeräte, Lampen und andere Verbraucher zu betreiben. Was noch erstaunlicher ist: Die Energie entstammt zu mindestens 95 Prozent erneuerbaren Quellen: Wasser, Sonne und Wind. Nur wenn diese gemeinsam ganz oder weitgehend ausfallen springen zwei Dieselgeneratoren an.


Ultracaps stabilisieren das Stromnetz

Jetzt hat Eigg Electric, der örtliche Stromversorger, das Netz noch ein bisschen stabiler gemacht. Zusätzlich zum Flywheel genannten kinetischen Speicher, den das kalifornische Unternehmen Kinetic Traction bereits vor einigen Jahren installiert hat, gingen jetzt noch Ultracaps des estnisch-deutschen Unternehmens Skeleton Technologies in Betrieb, die in Dresden produziert wurden. Das sind Kondensatoren mit der weltweit größten Kapazität und Leistung aufs Volumen gerechnet.


Im Bruchteil einer Sekunde einsatzbereit

Wenn im Inselnetz plötzlich mehr Strom benötigt wird als die Wasser-, Wind- und Solarkraftwerke liefern und auch die Bleiakkus nicht mehr reichen, springt im Bruchteil einer Sekunde die SkelGrid genannte Ultracaps-Anlage ein. Wenn auch das noch nicht reicht schaltet sich das Flywheel zu. Das ist ein schweres Schwungrad, das von einem Elektromotor angetrieben wird, wenn Strom im Überfluss vorhanden ist. Bei Strommangel wird der Motor zum Generator, der zusätzliche Energie ins Netz einspeist.

„Die zusätzliche Implementierung der Ultrakondensatoren ist eine weitere Verbesserung, die die Lebensdauer unserer Batterien verlängert und die Reaktionsgeschwindigkeit des Stromnetzes bei Störungen erhöht“, so Robert Wallace von Eigg Electric. Die Basisversorgung besteht aus drei Wasserkraftwerken mit einer Leistung von 110 Kilowatt, einer Solaranlage, die 50 Kilowatt beisteuert, und vier Sechs-Kilowatt-Windenergieanlagen. Meist liefern sie genügend Strom für alle Einwohner. Jeder Haushalt hat ein Anrecht auf eine Leistung von fünf Kilowatt, jedem Gewerbebetrieb stehen zehn Kilowatt zu.

Australische Forscher halfen bei der Graphen-Elektrode

Die Ultracaps haben eine Elektrode aus einem speziell behandelten Graphen. Das ist ein Film, der aus einer einzigen Lage Kohlenstoffatome besteht. Diese sind bienenwabenförmig abgeordnet. Skeleton hat sie gemeinsam mit Wissenschaftlern der Monash University und des Graphen-Spezialisten Ionic Industries, beide in Melbourne beheimatet. Die zweite Elektrode besteht aus einer dünnen Metallfolie. Getrennt werden die beiden Elektroden von einem Elektrolyten. Das hauchdünne Sandwich wird aufgerollt und schon ist der Stromspeicher fertig.

Skeleton präsentiert seine Stromspeicherlösungen bis zum 16. November auf der Electronica 2018 in München.

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