Bisher reifen Whiskys in aller Regel mindestens drei Jahre in einem Fass. Erst in dieser Zeit erhalten sie ihren charakteristischen Geschmack und ihr spezielles Aroma. Für die Industrie ist dies allerdings auch mit erheblichen Kosten verbunden. Denn zum einen werden logischerweise erhebliche Lagerflächen benötigt. Zum anderen gehen jedes Jahr aber auch Millionen Liter an wertvoller Flüssigkeit durch Verdunstung verloren. Das US-Startup Bespoken Spirits will den gesamten Prozess nun erheblich beschleunigen. Vom Konzept bis zur fertig abgefüllten Flasche soll es dann nur noch wenige Tage dauern. Den Angaben des Unternehmens zufolge könnten die Whisky-Produzenten dadurch jährlich Kosten in Höhe von rund zwanzig Milliarden Euro einsparen. Der Geschmack soll unter dem neuen Verfahren hingegen nicht leiden.


Suntory
Bild: i a walsh, Flickr

Die Kosten sollen um rund siebzig Prozent reduziert werden

Mit den technischen Details hält sich das Unternehmen noch zurück. Grundsätzlich soll es aber darum gehen, schon im Vorfeld zu erfassen, welche Farbe, welches Aroma und welchen Geschmack der Whisky durch die Lagerung in einem bestimmten Fass erhalten würde. Dieser Prozess soll dann chemisch nachgebildet werden. Bespoken-Spirits-Mitgründer Martin Janousek nennt den bisherigen Reifeprozess „verschwenderisch und zeitraubend“. Im Gegensatz dazu könnten die Kosten mithilfe der chemischen Nachbildung um rund siebzig Prozent reduziert werden. Theoretisch könnte Whisky durch die Neuentwicklung der Firma zukünftig also deutlich günstiger werden. Erste Investoren konnten von der Idee auch bereits überzeugt werden: Insgesamt wurden bisher 2,2 Millionen Euro eingesammelt. Dieses Geld wurde unter anderem genutzt, um erste eigene Whiskys auf den Markt zu bringen.

Der Kunde entscheidet über den Erfolg des Konzepts

Den Angaben des Startups zufolge erhielten diese teilweise sogar schon branchenspezifisiche Auszeichnungen. Das Urteil auf vielen Bewertungsportalen im Internet fällt hingegen nicht so berauschend aus. Letztlich dürfte die Zeit zeigen, ob die Kunden wirklich bereit sind, auf die lange Einlagerung im Eichenfass zu verzichten. Denkbar wäre zudem auch eine Aufteilung des Marktes. Preisgünstiger Whiskey könnte dann direkt verkauft werden, während die höherpreisigen Produkte doch auf den klassischen Reifungsprozess setzen. Die Geschichte erinnert zudem ein wenig an die Entwicklung der sogenannten Coffey still. Dabei handelte es sich um ein in den 1830er Jahren erfundenes Destillationsgerät, das in Irland zunächst von der Mehrheit der Produzenten abgelehnt wurde. Namensgeber Aeneas Coffey ging daher nach Schottland – und begründete die dortige bis heute anhaltende Whiskey-Tradition.


Via: Der Standard

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