Es war einmal … eine Zeit, als der Mensch so gut wie nichts wegwarf. Was auch immer er nutzte, versuchte er zu warten und zu reparieren, solange es ging. Alte Schuhe wurden neu besohlt, Strümpfe gestopft, Knöpfe wieder angenäht und Radios wieder instand gesetzt. Doch das ist lange vorbei, heute fliegt fast alles, was kaputt ist, direkt auf die Müllkippe. Lässt sich das Rad der Zeit in diesem Bereich wieder zurückdrehen?


Ein Repair-Café / Von HellasXEigenes Werk, CC BY-SA 3.0, Link

Heute traut sich kaum noch jemand eine Reparatur zu

Die Uni Oldenburg beschäftigt sich aktuell mit dem Thema, wie sich »Nachhaltigkeit« als modernes und doch extrem historisches Thema in den schulischen Lehrplan integrieren lässt. Schüler sollen endlich wieder lernen, wie sich verschiedene Dinge warten und reparieren lassen, ähnlich wie in alten Zeiten. Heute traut sich kaum mehr jemand daran, den Drucker oder zumindest das Fahrrad auseinanderzunehmen, um den bestehenden Fehler zu orten und wenn möglich auch zu beheben. Eher ist es Usus geworden, bereits vor dem ersten Versuch aufzugeben. Ressourcenschonend ist dieses moderne Verhalten nicht, ganz im Gegenteil!

Nachdenken, schrauben, basteln und löten

Um das zu ändern, ist beispielsweise das Repair Café der Gesamtschule Kreyenbrück an der Uni zu Gast. Hier lernen Jugendliche, technische Geräte aufzuschrauben, darin herumzustöbern, Fehler zu suchen und auf clevere Art Hand anzulegen. Nachdenken, schrauben, basteln und löten: So manchem Schüler ist hier bereits ein echtes Licht aufgegangen! »Schuld« an den neuen Erfahrungen der jungen Leute ist Lehrer Christian Dierking. Er regt die Kids dazu an, sich auf praktische Experimente einzulassen und nicht so schnell das Handtuch zu werfen. Auch Sebastian Voß von der Technischen Universität Hamburg stellt sein Projekt an der Uni Oldenburg vor: Er zeigt Lehramtsstudierenden, wie man Fahrräder repariert. Das größte Problem, so scheint es, sind die inneren Hemmungen, die Menschen vom Tätigwerden abhalten.


Reparieren, das ist eine aussterbende Kulturtechnik

Aus insgesamt neun Studiengängen in acht verschiedenen Universitäten laufen die Fäden zusammen: Ein vollständiger Nachhaltigkeits-Lehrplan für unterschiedliche Schulstufen soll entstehen. Reparieren, das ist eine Kulturtechnik, die nach und nach verlorengeht – und diese Entwicklung soll gestoppt werden. Die Kinder sollen lernen, reparaturfähige Gegenstände zu erkennen und sie von Geräten zu unterscheiden, die darauf ausgelegt sind, eine Reparatur zu verhindern. Vielleicht lassen sich Unternehmen dazu anregen, ihre Produkte endlich wieder so anzulegen, dass sie sich bei Problemen von kundiger Hand wieder instand setzen lassen, wenn Kunden zunehmend für dieses Thema sensibilisiert sind. Zugeklebte statt geschraubter Rückseiten gehören dann vielleicht irgendwann der Vergangenheit an. Ebenso wie Menschen, denen das Reparieren gebrauchter Dinge gar nicht erst in den Sinn kommt.

Quelle: deutschlandfunk.de

1 Kommentar

  1. RiskIt

    1. Oktober 2019 at 13:21

    Wie wäre es mit dem Fach „Allgemeines“. Dort wird neben „Nachhaltigkeit“ auch die Vorbereitung auf das echte Leben geschult. Steuererklärungen, Auftreten im späteren Beruf, Haushaltsfragen, Ernährung, Selbstständigkeit (durch Aneignung von Wissen durch Suchmaschinen oder auf anderen autodidaktischen Wegen), gemeinsames aufarbeiten aktueller politischer Geschehnisse, sodass die Schüler nach Verlassen der Schule selbstständig verstehen können worüber da in der Zeitung gesprochen wird.

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