Sinnvoll oder problematisch? 7 deutsche Großstädte testen Tempo 30

Seit jeher gilt in deutschen Städten normalerweise Tempo 50, nur in begrenzten Zonen ist Tempo 30 angesagt. Regelmäßig kommt die Frage auf, ob diese Regelung noch zeitgemäß ist. Würde ein generelles Tempolimit bei 30 km/h die Wohn- und Lebensqualität deutlich verbessern? Oder kämen dann andere Probleme auf, die womöglich die Vorzüge aufwiegen? Sieben Großstädte möchten das nun ausprobieren.

Weniger Lärm, mehr Sicherheit und Klimaschutz im Fokus

Das gesenkte Tempolimit soll in der angestrebten Versuchsphase großflächig gelten, allein die wenigen Hauptverkehrsadern werden bei Tempo 50 bleiben. Die Städte erhoffen sich dadurch mehr Sicherheit, weniger Lärm und natürlich einen erhöhten Klimaschutz. Mit dabei sind Ulm, Leipzig, Münster, Hannover, Freiburg im Breisgau, Augsburg und Aachen. Die Kommunen können aber nicht direkt mit ihrem Projekt durchstarten, sondern müssen erst auf die Bundestagswahl warten und darauf, dass eine Änderung der Straßenverkehrsordnung durch den Gesetzgeber erfolgt. Der Deutsche Städtetag unterstützt das Anliegen.

Die Politik soll den Städten Entscheidungsspielraum geben

Städtetagspräsident Burkhard Jung, der zugleich auch Oberbürgermeister von Leipzig ist, äußerte sich wie folgt: „Wir wollen den Verkehr in den Städten effizienter, klimaschonender und sicherer machen. (…) Die Kommunen können am besten entscheiden, welche Geschwindigkeiten in welchen Straßen angemessen sind.“ Deshalb wünscht er sich von der Politik, den Städten den entsprechenden Entscheidungsspielraum zu geben.

Städte möchten nicht gegen Autofahrer agieren

Die Stadtregierungen selbst erklären, dass sie nicht gegen Autofahrer agieren möchten, sondern die Bewohner ihrer Kommunen im Blick haben. Sie vertreten die Ansicht, dass die Leistungsfähigkeit des Verkehrs unter Tempo 30 nicht leide, sich im Gegenzug aber die Aufenthaltsqualität deutlich verbessern würde. Eine geringe Luftbelastung, eine angenehmere Geräuschkulisse … Wie die Bewohner, Besucher und Durchreisenden das Konzept annehmen, stellt sich im Real-Versuch heraus. Wird es weniger Menschen geben, die es zum Einkauf mit dem PKW in die Stadt zieht? Steigen mehr Leute auf Bus und Bahn um? Wird es vielleicht gar nicht leiser, vielleicht sogar lauter? Oder: Läuft der Verkehr einfach langsamer und ruhiger ab, sodass alle etwas von Tempo 30 haben?