Die Welt hat ein Plastikmüllproblem. Das wird kaum jemand ernsthaft bezweifeln wollen. Mehrere Unternehmen wollen nun ihren Beitrag zur Lösung dieses Problems beitragen und haben Verfahren entwickelt, um Plastik in Straßen verbauen zu können. Experten haben indes Zweifel an dem Verfahren.


Plastik in der Straße

Ein Beispiel für die Kunststoff-Straßen ist das Projekt Plastic Road, das von der niederländischen Straßenbaufirma KWS in Zusammenarbeit mit mehreren Partnern verwirklicht wurde. Es handelt sich dabei um ein 30 Meter langes Stück Fahrradweg in der niederländischen Stadt Zwolle. In diesem Abschnitt ist etwa so viel Plastik verwendet wurden wie in 218.000 Plastikbechern enthalten ist. Die Lebensdauer der Plastic Road soll drei Mal so hoch sein wie die herkömmlicher Straßen. Außerdem lasse sich die Straße komplett recyceln.


Auch in Großbritannien wird mit dem Einsatz von Kunststoff bei der Reparatur von Straßen experimentiert. In Indien ist es indes bereits teilweise Pflicht, Recyclingplastik im Straßenbau einzusetzen.

Kritik von Experten

Was im ersten Moment vielversprechend klingt, wird von vielen Experten durchaus kritisch gesehen. So befürchten Kritiker, dass sich das Plastikmaterial von den Straßen in der Umwelt verteilen kann. Mögliche Ursachen für diesen Effekt könnten dann etwa Abrieb und Alterungsprozesse sein.

Toby McCartney, einer der Gründer der britischen Firma MacRebur, die Teile des Bitumen in Straßenbelag mit Plastik ersetzt, widerspricht derartigen Kritikpunkten. Unser Plastik wird auf 180 Grad erhitzt. Es vermischt sich dann vollständig mit dem restlichen Bitumen in der Straße, sodass es kein Mikroplastik in unseren Straßen gibt„, so McCartney.

Die genauen Folgen derartiger Ansätze sind schwer abzuschätzen, weil sie noch nicht lange existieren. Selbst die 17 Jahre, die in Indien bereits mit Plastik zum Ersatz von Bitum gearbeitet wird, sind im Straßenbau nicht viel. Eine Straße sollte in der Regel mindestens 30 Jahre halten. Letztlich können daher nur jahrelange Belastungstests zeigen, wie die Belage sich entwickeln. Und zwar unter Straßenbedingungen und nicht als Radweg – in letzterem Fall sind die Belastungen wesentlich niedriger.

Des Weiteren müsse erforscht werden, ob die Straßenbeläge mit Plastikanteil wirklich vernünftig recycelt werden können.

Brauchen wir neue Verwertungswege?

Ein weiterer Kritikpunkt betrifft den Materialkreislauf. Nach Ansicht einiger Experten sollte recyceltes Plastik verwendet werden, um neues Plastik zu ersetzen und nicht zwangsweise in Produkten eingesetzt werden, die bisher aus anderen Materialien hergestellt wurden.

Es fehle zudem nicht an Verwertungswegen, sondern an qualitativ hochwertigem Plastik für das Recycling. „ Sobald andere Stoffe dazukommen oder die Verpackung aus mehreren Kunststoffsorten besteht, verschlechtern sich die Eigenschaften des daraus gewonnen Rezyklats„, erläutert Christina Dornack, Professorin für Abfall- und Kreislaufwirtschaft an der Technischen Universität Dresden. Bei Monoplastik wie etwa PET liegt die Recyclingquote bereits heute bei mehr als 90 Prozent.

2 Kommentare

  1. Der Frager

    16. September 2019 at 15:10

    die abgebildete Straße sieht aus als wäre sie komplett aus Kunststoff und dann auch noch hohl innen. Wie das den Belastungen standhalten soll kann ich mir nicht vorstellen. Wir nehmen aus gutem Grund Materialen wie Stein für unseren Straßenbelag, da günstig und beständig.

  2. Björn

    18. September 2019 at 11:01

    Für Radwege fänd ich es ganz gut, Materialien sollten immer anwendungsbezogen verwendet werden, aber da D ja nur auf das Liebe Geld guckt und nicht, bzw nur selten bereit ist zu investieren wird sich nix ändern. Egal was alles erfunden und entdeckt wird…

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