Über die Klimabilanz von Elektroautos wird auch in der Wissenschaft heftig gestritten. So kam das Ifo-Institut in einer umstrittenen Untersuchung zu dem Ergebnis, dass der Elektroantrieb aktuell noch zwischen zehn und fünfundzwanzig Prozent mehr CO2-Emissionen verursacht als der klassische Verbrennungsmotor. Viele andere Wissenschaftler zweifelten die Ergebnisse aber an und wiesen auch auf methodische Schwächen hin. Die Bundestagsfraktion der Grünen hat sich nun an die Universität Eindhoven gewandt, um die Klimabilanz von Elektroautos genauer unter die Lupe zu nehmen. Das Ergebnis der Experten dort: Schon nach relativ wenigen gefahrenen Kilometern habe die Fahrzeuge mit Elektromotor einen Vorteil in Sachen CO2-Ausstoß. Vergleich man etwa den E-Golf mit dem Toyota Prius ist dies nach 28.000 Kilometern der Fall.


Bild: Tesla

Es gibt sechs Kritikpunkte an den bisherigen Studien

Noch schneller geht es im Premiumsegment: Der Porsche Taycan S erreicht schon nach 11.000 Kilometern einen Klimavorteil gegenüber einem konventionellen Bugatti Veyron. Die Studie der Forscher aus den Niederlanden kommt damit auf deutlich vorteilhaftere Werte für Elektroautos als fast alle Untersuchungen in der Vergangenheit. Die Autoren führen dies auf Mängel in den älteren Studien zurück. Konkret benennen sie sechs Kritikpunkte:

1. Die Batterieproduktion ist klimafreundlicher als gedacht


Tatsächlich wurde hier in der Vergangenheit mit einem CO2-Ausstoß von 175 kg/kWh gerechnet. Dieser Wert wurde aus einer schwedischen Studie übernommen, die inzwischen aktualisiert wurde. Tatsächlich dürften die Klimaemissionen eher bei 75 kg/kWh. Die logische Folge: Der CO2-Fußabdruck der Elektroautos fällt kleiner aus als gedacht.

2. Die Akkus halten länger

In den alten Studien wurde davon ausgegangen, dass die Akkus eine Lebensdauer von rund 150.000 Kilometern haben. Die Praxis zeigt aber: In der Regel halten die Batterien von Elektroautos bis zu 500.000 Kilometer. Folgerichtig müssen sie auch während der Lebensdauer eines Fahrzeugs nicht getauscht werden. Auch hier sinkt also der CO2-Ausstoß massiv.

3. Der Strommix verändert sich

Klar ist natürlich: Ein mit Kohlestrom betriebenes Elektroauto ist kein besonders guter Deal für das Klima. Glücklicherweise hat sich in Deutschland der Anteil der Erneuerbaren Energien in den letzten zwanzig Jahren aber deutlich erhöht. Dies ist auch für die nächsten zwei Jahrzehnte zu erwarten. Dieser Effekt wurde in vielen Untersuchungen in der Vergangenheit aber nicht berücksichtigt.

4. Der tatsächliche Verbrauch der Verbrenner

Das Problem ist bekannt: Der tatsächliche Verbrauch von Autos mit Verbrennungsmotor liegt in der Regel deutlich höher als vom Hersteller angegeben. Um ein seriöses Bild zu erhalten, müssen die offiziellen Zahlen also angepasst werden, wodurch sich die Klimabilanz der Fahrzeuge verschlechtert.

5. Die Erdölförderung verursacht auch Emissionen

Bei der Herstellung der Kraftstoffe entstehen neuen Erkenntnissen zufolge mehr CO2-Emissionen als bisher angenommen. Auch dies muss in einem fairen Vergleich zwischen Elektroauto und Verbrenner berücksichtigt werden.

6. Der Rucksack wird kleiner

In der Zukunft dürften immer mehr Produktionsschritte klimaneutral gestaltet werden. Dadurch wird der CO2-Rucksack der Autos vor Beginn ihrer ersten Fahrt immer kleiner. Im Umkehrschluss bedeutet dies: Die während des Betriebs verursachten Emissionen gewinnen relativ an Bedeutung. Hier aber sind die Elektroautos klar im Vorteil.

Fazit: Das Elektroauto ist besser als sein Ruf

Die Ergebnisse der niederländischen Wissenschaftler sind natürlich mit einer gewissen Vorsicht zu genießen. Immerhin wurde die Studie im Auftrag der Grünen erstellt, die nicht gerade als Fans des Verbrennungsmotors gelten. Dennoch haben die Experten einige wichtige Aspekte aufgeführt, die zukünftig bei Vergleichen zwischen den beiden Antriebsarten definitiv stärker berücksichtigt werden müssen. Eine gewisse Skepsis gegen Autos insgesamt können die Forscher zudem auch nicht verhehlen. So betonen sie extra, dass Elektroautos keinesfalls Fahrräder oder öffentliche Verkehrsmittel ersetzen sollen.

Via:TU Eindhoven (PDF)

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