Die Vereinigten Arabischen Emirate sind der viertgrößte Ölexporteur der Welt. Außerdem verfügt das Land noch über gewaltige nicht erschlossene Erdgasvorkommen. Die eigene Bevölkerung soll zukünftig allerdings auf nachhaltigere Art und Weise mit Energie versorgt werden. So entstand in der Nähe der Hauptstadt Abu Dhabi eines der größten Solarkraftwerke der Welt. Insgesamt wollen die Emirate mehr als einhundert Milliarden Dollar in den Ausbau der Erneuerbaren Energien investieren. Weil dies aber noch nicht ausreicht, um alle zehn Millionen Einwohner zu versorgen, setzt die Regierung auch auf eine deutlich umstrittenere Technologie: An der Küste des Persischen Golfs hat das erste Atomkraftwerk im arabischen Raum den Betrieb aufgenommen. Schon in wenigen Wochen soll dort tatsächlich Strom in das öffentliche Netz eingespeist werden.


Bild: Wikiemirati / CC BY-SA (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0)

Der Bau verzögerte sich um mehrere Jahre

Gebaut wurde der Reaktor namens Baraka mit ausländischer Hilfe. So übernahm der südkoreanische Staatskonzern KEPCO die Federführung bei den Arbeiten. Insgesamt soll der Vertrag ein Volumen von zwanzig Milliarden Dollar umfassen. Darin enthalten sind allerdings auch die Ausbildung von Fachkräften und der Betrieb der Anlage. Ursprünglich sollte das Kraftwerk bereits im Jahr 2017 den Betrieb aufnehmen. Wie bei vielen anderen Projekten im Bereich der Atomkraft kam es aber zu erheblichen Verzögerungen. Bisher wirkte das auf zahlreiche Länder allerdings nur wenig abschreckend. So hat auch Saudi-Arabien bereits den Ausbau der Atomkraft angekündigt. Dort sollen sogar insgesamt sechzehn Atomkraftwerke errichtet werden. Auch hier gilt die Technologie als wichtig, um die eigenen CO2-Emissionen zu reduzieren. Alleine das jetzt eröffnete Kraftwerk Baraka soll die jährlichen Emissionen der Emirate um 21 Millionen Tonnen verringern.

Es handelt sich um eine rein zivile Nutzung der Kernkraft

Die Regierung des Landes beteuert zugleich, dass sie ausschließlich an einer friedlichen Nutzung der Kernkraft interessiert sei. Im Land selbst soll daher auch kein Uran angereichert werden. Außerdem finden regelmäßig Kontrollen durch die Internationale Atomenergie-Organisation IAEA und den Weltverband der Kernkraftwerksbetreiber WANO statt. Bisher hatten die Experten dabei nur Lob für das Programm übrig und entdeckten keinerlei Anzeichen für Regelverstöße. Dennoch gibt es aus den Nachbarstaaten auch Kritik. So bezeichnete Katar das neue Kraftwerk als „Gefahr für den Frieden in der Region“. Allerdings gibt es bereits seit längerem Spannungen zwischen den beiden Staaten. Seit dem Jahr 2017 haben die VAE gemeinsam mit Saudi-Arabien, Ägypten und Bahrain sogar eine Blockade gegen das Emirat Katar verhängt. Diese entpuppte sich inzwischen aber als weitgehend wirkungslos.


Via: Der Spiegel

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