In vielen Branchen gilt auch heute noch: Wer nicht wirbt, der stirbt. Umgekehrt ist aber auch wahr: Wer zu viel Geld für wirkungslose Werbung ausgibt, bekommt ebenfalls Probleme. Es ist daher kein Wunder, dass zahlreiche Firmen mit immer neuen Werbeformaten experimentieren. Einen besonders gewagten Schritt hat nun die Molson Coors Beverage Company unternommen. Denn diese versuchte bewusst, eigene Inhalte in den Träumen von Probanden zu platzieren. Konkret nahmen zunächst achtzehn Probanden an dem Experiment teil – ein Großteil davon waren bezahlte Schauspieler. Die Teilnehmer mussten sich dann zunächst ein rund neunzig Sekunden langes Video anschauen. Darin zu sehen: Die Biermarke sowie Wasser in zahlreihen Variationen. Anschließend legten die Probanden sich schlafen und bekamen während der Nacht immer wieder Audiobotschaften zu hören. Zu sehen ist die gesamte Vorgehensweise in einem von der Brauerei veröffentlichten Youtube-Video.


Bild: Kimjon12, CC BY-SA 4.0 <https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0>, via Wikimedia Commons

Das Experiment scheint teilweise erfolgreich gewesen zu sein

Am nächsten Morgen wurde dann abgefragt, wovon die einzelnen Teilnehmer geträumt haben. Das Ergebnis: Immerhin fünf Personen gaben an, von Bier oder Wasser geträumt zu haben. Dies ist ein durchaus beachtlicher Wert. Immerhin dürften von der Gesamtbevölkerung deutlich weniger als ein Viertel von Bier oder Wasser träumen. Gleichzeitig wird aber auch deutlich, dass die Technologie noch keineswegs perfekt ist. Viel mehr lässt sich aus dem Experiment dann aber auch nicht ableiten. Denn es handelte sich in erster Linie um ein PR-Manöver. Eine wissenschaftliche Auswertung im Rahmen eines Fachartikels fand nicht statt. Traumforscher haben allerdings auch zuvor schon gezeigt, dass sie teilweise in menschliche Träume eingreifen können. Allerdings noch keineswegs so gezielt wie erhofft. Der neue Ansatz der Brauerei bestand nun darin, sich dies für das Marketing zunutze zu machen. Die Aktion ging dann zudem noch über das ursprüngliche Experiment hinaus.

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Experten sehen den Ansatz durchaus kritisch

Denn die Brauerei versprach allen Kunden, die den Test zuhause wiederholen wollen, Sonderkonditionen. Dies allerdings sehen viele Experten durchaus kritisch und veröffentlichten einen entsprechenden offenen Brief. Darin weisen sie unter anderem darauf hin, dass bisher nicht klar ist, ob eine solche Traummanipulation unter Umständen Auswirkungen auf das zukünftige Trinkverhalten hat. Gerade bei Menschen, die ohnehin zu einem übermäßigen Alkoholkonsum neigen, könnten sich gefährliche Auswirkungen ergeben. Die Forscher übten aber auch grundsätzliche Kritik an der Idee, zu Werbezwecken in die menschlichen Träume einzugreifen. Erlaubt ist dies ohnehin nur in sehr engen Grenzen. So ist manipulative Werbung in den Vereinigten Staaten verboten. Die Traum-Werbung ist also nur mit expliziter Zustimmung der Betroffenen zulässig. Ein unbewusster und gezielter Eingriff in die Träume – der heute ohnehin noch nicht möglich ist – hätte hingegen erhebliche Strafen zur Folge.

Via: The Guardian

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