Grundsätzlich ist es nicht ungewöhnlich, dass Weltraumschrott ab und an auch einmal auf die Erde stürzt. So landeten in den vergangenen Jahren jeweils rund 100 Tonnen an von Menschenhand geschaffenem Material aus dem All wieder auf der Erde. Dabei gilt logischerweise: Je kleiner die Teile sind, desto besser. Denn zum einen besteht dadurch die Chance, dass sie in der Atmosphäre schlicht verglühen. Zum anderen minimiert sich dadurch der potenzielle Schaden. Seit 1990 wird daher eigentlich versucht, keine Teile mit mehr als zehn Tonnen Gewicht unkontrolliert abstürzen zu lassen. Ausnahmen gab es allerdings immer wieder. So stürzte die russische Raumstation Mir im Jahr 2001 in den Pazifik. Dabei handelte es sich aber um einen weitgehend kontrollierten Absturz. Die chinesischen Behörden hingegen verloren im Jahr 2016 den Funkkontakt zu ihrer unbemannten Raumstation Tiangong 1. Diese stürzte daraufhin unkontrolliert in Richtung Erde – und landete glücklicherweise ebenfalls im Pazifik.


Bild: China News Service, CC BY 3.0 <https://creativecommons.org/licenses/by/3.0>, via Wikimedia Commons

Der Weg des Trümmerteils lässt sich in Echtzeit verfolgen

Inzwischen ist China mit dem Bau einer eigenen bemannten Raumstation beschäftigt. Das dafür benötigte Kernmodul namens „Tianhe“ wurde kürzlich von einer einheimischen Rakete namens „Langer Marsch 5B“ ins All befördert. Das Problem allerdings: Das rund dreißig Meter lange und 21 Tonnen schwere Kernstück der Rakete taumelt aktuell durch den Weltraum und dürfte in wenigen Tagen auf die Erde stürzen. Das US-Militär hat den Überrest der Rakete inzwischen mit dem Code 2021-035B versehen. Auf spezialisierten Webseiten lässt sich der Weg des Trümmerteils nun sogar in Echtzeit verfolgen. Dort wird auch sichtbar, dass die potenzielle Absturzstelle quasi überall sein könnte. Denn die Umlaufbahn reicht von New York im Norden bis nach Auckland im Süden. Aufgrund der enormen Geschwindigkeit und der Tatsache, dass die Rakete nicht gerade fliegt, lässt sich aktuell noch nicht prognostizieren, wo genau die Trümmerteile herunterkommen werden. Selbst das Datum ist noch unklar: Experten gehen vom 10. Mai aus – es könnte aber auch zwei Tage früher oder später soweit sein.

Die Gefahr für Menschen ist vergleichsweise gering

Es handelt sich zudem nicht um den ersten Vorfall dieser Art. Denn beim letzten Start einer „Langer Marsch 5B“-Rakete kam es zu ähnlichen Problemen. Damals gingen tatsächlich Metallteile auf die Erde nieder und beschädigten Häuser in der Elfenbeinküste. Menschen kamen hingegen glücklicherweise nicht zu Schaden. Aus rein mathematischer Sicht ist die Gefahr dafür auch vergleichsweise gering. Denn mehr als 70 Prozent der Erdoberfläche sind von den Ozeanen bedeckt. Hinzu kommen auch an Land noch große unbesiedelte Gebiete. Auf der anderen Seite steigt mit jedem unkontrollierten Absturz aber natürlich auch die Wahrscheinlichkeit, dass doch einmal jemand zu Schaden kommt. Experten sehen die chinesische Vorgehensweise daher durchaus kritisch. So sagt etwa Jonathan McDowell, Astrophysiker in Harvard: „Was wirklich schlecht ist, ist die Fahrlässigkeit der chinesischen Seite. Dinge, die mehr als zehn Tonnen wiegen, lässt man nicht einfach absichtlich unkontrolliert vom Himmel fallen.“ Bisher scheint die Kritik aber auf taube Ohren zu stoßen. Allein zur Fertigstellung der chinesischen Raumstation sind schon jetzt elf weitere Flüge geplant.


Via: The Guardian

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