Mike Reynolds hatte gerade sein Architektur-Studium erfolgreich absolviert, als er in den 1970er Jahren in die Gemeinde Taos in New Mexiko kam. Dort raste er mit einem Motorrad über unbefestigte Wege durch das Gebirge. Sein Plan: Er wollte sich verletzen und so dem Vietnam-Krieg entgehen. Parallel dazu begann er Häuser zu entwerfen, die zum Großteil aus natürlichen Rohstoffen und Abfällen bestehen. Sie sind durch ausgeklügelte Systeme zudem vollkommen autark in Sachen Strom-, Wasser- und Wärmeversorgung. Weil die Gebäude oftmals in die Erde oder natürliche Erhebungen eingelassen sind, erinnern sie ein wenig an die Höhlen der Hobbits aus der Herr der Ringe. Tatsächlich wurden die Aktivitäten von Reynolds zunächst mit einer gewissen Skepsis betrachtet. Es fanden sich aber auch neue Mitstreiter für die Reynolds ebenfalls Earthships baute. Inzwischen vermarktet er den Bau mithilfe seines Unternehmens Earthship Biotecture.


Bild: Erik Wannee, CC0, via Wikimedia Commons

Die verglaste Südseite sorgt für die benötigte Wärme

Im Zuge der Corona-Pandemie stieg das Interesse an den sich selbst versorgenden Gebäuden noch einmal an. Offensichtlich haben die Bilder von leeren Supermarktregalen und langen Schlangen bei einigen Leuten für den Wunsch nach mehr Autarkie gesorgt. Wie aber funktionieren die Earthships genau? Zunächst einmal wird auf eine gute Wärmedämmung gesetzt. So bestehen die Nord-, Ost- und Westwände in der Regel aus alten Autoreifen, die mit Erde befüllt werden. Die Südseite ist hingegen in der Regel verglast und sorgt so für Licht und Wärme. Weil sich die Wärme in den Autoreifen-Wänden speichert, wird keine konventionelle Heizung benötigt. Eine Klimaanlage gibt es ebenfalls nicht. Stattdessen sorgen individuell zu öffnende Oberlichter für den Abzug der warmen Luft. Auf dem Dach wiederum wird Regenwasser gesammelt und in Zisternen gespeichert. Das Wasser wird dann bis zu viermal verwendet: Zunächst als Frischwasser, dann zur Bewässerung der im Haus angebauten Pflanzen, schließlich für die Toilettenspülung und dann zur Bewässerung von außen liegenden Beeten.

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Obst- und Gemüse kann teilweise im Haus angebaut werden

Die Stromversorgung wird durch Solarmodule und damit verbundene Batterien ermöglicht. Im Idealfall funktionieren zudem die elementaren Geräte im Haus mit Gleichstrom. Zusätzlich gibt es aber oftmals noch einen Wechselrichter, der den Gleichstrom in Wechselstrom umwandelt und so etwa den Betrieb eines Computers ermöglicht. In und um die Eartships herum können zudem Nahrungsmittel angebaut werden. Dies macht die Einwohner noch zusätzlich unabhängig von der Außenwelt. Bei einer klassischen Ernährung können bis zu 50 Prozent der verzehrten Lebensmittel selbst angebaut werden. Durch eine Anpassung der Diät – etwa den Verzicht auf Fleisch – kann dieser Wert zudem noch erhöht werden. Die Eartships bringen also eine Reihe von interessanten Aspekten mit sich und passen grundsätzlich auch gut in die Zeit. Ihre Verbreitung wird aber durch ein nicht unwichtiges Detail erschwert: Sie lassen sich oftmals nur schwer mit den geltenden Bauvorschriften in Einklang bringen.

Via: Washington Post

1 Kommentar

  1. Achmed Khammas

    25. April 2022 at 20:18

    Es müssen nicht unbedingt Earthships sein – auch wenn diese bestimmt faszinierend sind. s geht auch eine Nummer kleiner, wie die vielen Ansätze zeigen, die hier unter dem Oberbegriff ‚Solarhäuser‘ zusammengefaßt werden: https://www.buch-der-synergie.de/c_neu_html/c_04_28_sonne_sonnenhaeuser_09_1900.htm

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