Eine der großen Herausforderungen der Energiewende besteht darin, Produktion und Nachfrage von Ökostrom in Einklang zu bringen. Bisher gibt es hier eine gewisse Unausgeglichenheit. Denn während Ökostrom vor allem im Norden und Osten des Landes produziert wird, befinden sich die industriellen Großverbraucher eher im Süden und Westen. Grundsätzlich werden daher dringend neue Stromtrassen benötigt. Beim Ausbau hinkt Deutschland den Zielen aber weit hinterher. Ebenso würde es helfen, wenn auch die Länder mit großen industriellen Ansiedlungen selbst mehr Ökostrom produzieren. Baden-Württemberg könnte hier als Bundesland mit einem Ministerpräsident der Grünen voranschreiten. Tatsächlich wurden dort aber in den letzten Jahren deutlich weniger neue Solarkapazitäten errichtet als etwa im benachbarten Bayern. Dies soll sich nun aber ändern: So hat die Landesregierung zum einen eine Solarpflicht für Neubauten verabschiedet. Zusätzlich sollen ohnehin brachliegende Flächen – etwa am Rand von Straßen und Autobahnen – mit Solarmodulen bestückt werden.


Pro Jahr können zunächst 122 Gigawattstunden Solarstrom gewonnen werden

Lange Zeit galt diese Form der Solarstromerzeugung als unrentabel und wenig lohnend. Inzwischen scheint man aber darauf zu setzen, dass viele solcher kleineren Projekte gemeinsam auch große Mengen an sauberem Strom erzeugen können. Insgesamt hat das Land rund 650 Flächen identifiziert, die aktuell und zukünftig brachliegen. Die Mehrzahl davon befindet sich allerdings nicht im Besitz des Lands. Hier müssten die jeweiligen Eigentümer investieren. Immerhin 260 Flächen sollen nun aber zeitnah mit Solarmodulen versehen werden. Erste Schätzungen gehen davon aus, dass so pro Jahr rund 122 Gigawattstunden Strom erzeugt werden können. Dies würde rein rechnerisch ausreichen, um 35.000 Dreipersonenhaushalte zu versorgen. Allerdings gibt es auch hier eine etwas ungleiche Verteilung. Während aus Nordbaden und Teilen der Schwäbischen Alb besonders viele potenzielle Flächen gemeldet wurden, fanden sich aus anderen Landesteilen kaum Rückmeldungen ein. Woran dies genau liegt, soll nun näher analysiert werden. Zumindest theoretisch könnten sich draus dann noch weitere Potenziale ergeben.


Die Planung soll deutlich schneller gehen als in der Vergangenheit

Aktuell plant Baden-Württemberg mit einem Zeitraum von zwei bis drei Jahren, in denen die Solarmodule auf den jetzt erfassten Flächen errichtet werden sollen. Dies wäre überraschend schnell. So berichtete Tübingens Bürgermeister Boris Palmer kürzlich von den Problemen beim Bau eines Solarparks an der Anschlussstelle einer Bundesstraße. Seinen Angaben zufolge dauerte die Planung des Projekts stolze neun Jahre. Installiert wurden die Module anschließend innerhalb von neun Wochen. Inzwischen haben Bundes- und Landesregierungen aber verschiedene Gesetzespakete verabschiedet, um solche Verfahren zu beschleunigen. Die geplanten neuen Anlagen in Baden-Württemberg könnten als Fingerzeig gelten, inwieweit sich die Situation tatsächlich verbessert hat. Auch abgesehen von der langen Dauer bietet die deutsche Bürokratie aber Hemmnisse beim Ausbau. So dürfen Solaranlagen an Autobahnen in der Regel nur mit einem gewissen Abstand gebaut werden, um den Ausbau auf mehr Spuren zu ermöglichen – unabhängig davon, ob so etwas überhaupt geplant oder nötig ist.

Via: FAZ

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