Streitigkeiten über Grenzen sind kein ganz neues Phänomen in der internationalen Politik. Während diese in der Vergangenheit aber zumeist durch Kriege gelöst wurden, gibt es inzwischen internationale Institutionen, die bemüht werden können. Dazu gehört unter anderem der Internationale Gerichtshof in Den Haag. Die Richter dort sollen heute beispielsweise über den Grenzverlauf zwischen Somalia und Kenia entscheiden. Der Konflikt spielt sich allerdings keineswegs an Land ab. Stattdessen geht es um den Grenzverlauf im indischen Ozean. Der Hintergrund: In dem umstrittenen Gebiet werden große Vorkommen an Erdöl vermutet. Beide Länder beanspruchen den Abbau der wertvollen Rohstoffe für sich. Der Grenzverlauf im indischen Ozean ist dafür entscheidend: Verläuft die Grenze parallel zum Äquator oder wird die diagonal verlaufende Landgrenze auch auf dem Wasser fortgeführt?


Ingoman (James Dahl), Public domain, via Wikimedia Commons

Die Urteile des Gerichts werden nicht militärisch durchgesetzt

Aktuell entspricht der Grenzverlauf eher den kenianischen Vorstellungen. Die dortige Regierung hat daher auch kein Interesse an einer Veränderung. Somalia wiederum hat bereits im Jahr 2014 die Klage vor dem Internationalen Gerichtshof eingereicht, über die die Richter nun zu entscheiden haben. Um wenig Fläche geht es dabei nicht. Vielmehr entspricht das umstrittene Gebiet in etwa der Größe Islands. Allerdings besitzen die internationalen Institutionen keine Möglichkeit, den Richterspruch auch durchzusetzen. Sollte Kenia das Urteil also nicht akzeptieren, wird sich auch der Grenzverlauf faktisch nicht verändern. Allerdings geriete das Land zumindest stärker unter Druck, die eigene Position auch international zu begründen. Bisher gibt es noch keine empirischen Erhebungen darüber, ob die Urteile des Internationalen Gerichtshofs tatsächlich kriegerische Auseinandersetzungen verhindern können.

Eine gemeinsame Ausbeutung erscheint unrealistisch

Theoretisch könnte das Problem natürlich auch durch einen Kompromiss gelöst werden. So könnten die Länder die Vorkommen auch gemeinsam ausbeuten. Allerdings funktioniert dies schon bei eigentlich verbündeten Staaten zumeist nur schwerlich. Im Mittelmeer streiten beispielsweise die beiden Nato-Partner Griechenland und Türkei ebenfalls um den korrekten Grenzverlauf. Auch hier geht es um Erdgas- und Erdölvorkommen. Im Fall von Kenia und Somalia kommt allerdings noch hinzu, dass die beiden Nachbarstaaten auch sonst nur wenig zusammenarbeiten. So kontrolliert die somalische Regierung kaum mehr als die Hauptstadt Mogadischu. Der Rest des Landes wird unter anderem von der Terrororganisation Al-Shabaab heimgesucht. Die kenianische Regierung setzt daher eher auf eine Zusammenarbeit mit der Nachbarprovinz Jubaland, wo die Provinzregierung ebenfalls mit der Zentralregierung im Clinch liegt.


Via: DLF

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