Was gibt es Schöneres, als frische Gurken und Paprika direkt aus dem heimischen Garten zu ernten und wenig später zum Abendbrot zu genießen? Wer in einer größeren Stadt wohnt und nicht die Möglichkeit hat frisches Gemüse anzubauen, der muss wohl oder übel auf den Lebensmittelmarkt um die Ecke zurückgreifen. Hier sind die Regale teilweise gefüllt mit vielen verschiedenen und zudem auch noch makellosen Früchten und Knollen. Dass krumme Gurken, zu kleine Paprikaschoten und Äpfel mit Schönheitsflecken zuvor aussortiert werden, ist kein Geheimnis. Aber warum gänzlich aus dem Sortiment verbannen, wenn es doch genügend Menschen gibt, die sich an dem „fehlerhaften“ Obst und Gemüse (so der Fachausdruck aus der Lebensmittelbranche) nicht weiter stören? Der Lebensmitteldiscounter Lidl möchte nun im Rahmen der Aktion “To Good to Waste” gegen Lebensmittelverschwendung vorgehen und bietet krumme Gurken und Co zu einem günstigeren Preis an. In Großbritannien ist die Aktion bereits ein voller Erfolg.


Im Kleinen funktioniert das schon ziemlich gut

Bevor die großen Supermarktketten wie Lidl ihre Kampagnen gegen Lebensmittelverschwendung entsprechend aufstellen konnten, gibt es schon einige Vorreiter, die sich der Sache annehmen und beispielsweise im direkten Kontakt mit Bauern und Bäckermeistern aus der Umgebung stehen, um nicht ganz so Supermarkt geeignete Lebensmittel noch verwenden zu können. Eine ziemlich gelungene Idee hatten auch die Gründer von „Crummes Eck“ in Halle an der Saale, die ihren Laden gleich bei mir um die Ecke haben. Finanziert über die Crowd, ist die Ladenmiete für ein Jahr erstmal sicher. Jeden Sonntag öffnet Crummes Eck und bietet Lebensmittel an, die keinen Schönheitswettbewerb mehr gewinnen können, aber dennoch schmackhaft und noch verzehrbar sind. Genial ist dabei die Kasse des Vertrauens. So kann man sich sonntags mit Brötchen, Knabbereien, Kartoffeln, Weintrauben und Co eindecken und braucht nur das zu zahlen, was das Ganze einem persönlich noch Wert ist. Betrieben wird der Laden auf Vereinsbasis, das heißt, dass keine großen Umsätze erzielt werden dürfen, beziehungsweise dass das Geld was reinkommt, wieder ausgegeben werden muss. Wünschenswert ist in jedem Fall, dass die Initiatoren im Kampf gegen die Lebensmittelverschwendung immerhin mit dem eingenommenen Geld die Miete des Ladens zahlen können und Crummes Eck sich somit auch eine Weile hält. Der Lohn für die Mühen, die das Beschaffen der Ware und das Sortieren betreffen, ist das zufriedene Lächeln der Verbraucher, die den Laden betreten.


Rückgang der Lebensmittelverschwendung um 50 Prozent forciert

Was einige also schon in die Tat umgesetzt haben, möchten die Großen nun ebenfalls realisieren. Gekleidet in Hülsen wie „Pilotprojekt“ möchte Lidl alsbald ebenfalls mitmischen und nicht mehr ganz so schönes Obst und Gemüse verkaufen. In Großbritannien kostet eine 5-Kilogramm-Kiste mit verschiedenem Obst und Gemüse -welches optische Mängel beinhaltet und zur B-Ware gehört- umgerechnet gerade einmal 1,67 Euro. Im vereinigten Königreich nehmen bereits 122 der insgesamt 710 Lidl-Filialen an der Kampagne teil. Bis 2030 möchte Lidl mit derartigen Maßnahmen die Lebensmittelverschwendung um 50 Prozent mindern. Schon nach der kurzen Phase des aktuellen „To Good to Waste“-Starts konnte eine Minderung von 13 Prozent erzielt werden. Das ist recht ordentlich und begrüßenswert.

In Deutschland landen noch genießbare Lebensmittel bei der Tafel

Auf Nachfrage des Magazins bento, gab Lidl an, dass derartige Projekte in Deutschland bisher noch nicht nötig seien. Schließlich kauft das Unternehmen hierzulande nur so viel Ware ein, wie auch gekauft wird. Das liegt an einer ziemlich genauen Kalkulierung. Lebensmittel, die noch genießbar jedoch nicht mehr verkauft werden können, werden an die Tafel abgegeben. Nicht mehr verzehrfähige Lebensmittel hingegen landen in Anlagen, die zur Gewinnung von Bio-Methan geschaffen wurden. Ob denn überhaupt noch Lebensmittel weggeworfen werden und falls ja wie viele, verriet Lidl hingegen nicht.

In Deutschland sind somit Initiativen wie diese etwa die Gründer von Crummes Eck ins Leben rufen wichtig, um der Lebensmittelverschwendung Einhalt zu gebieten. Im Laden Crummes Eck macht der Einkauf um ein Vielfaches mehr Spaß, da einfach auch das Gewissen befriedigt wird. Zudem bieten sich so manche Gelegenheiten für Gespräche und den Austausch, ähnlich dem Tante-Emma-Laden-Prinzip. Und ab und zu werden auch kleinere Konzerte im Innenhof gespielt. Sau gut oder?

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