Die oben genannte Prophezeiung stammt von Alexandre Jousset, einem Mikrobiologen an der Universität Utrecht. Und vielleicht hat er tatsächlich recht, schließlich läuft die Mikrobenforschung auf Hochdampf und die Wissenschaftler entdeckten immer wieder neue Anwendungsformen für Probiotika, vor allem in der Landwirtschaft.


Komplexes Zusammenspiel von Mikroben und Pflanzen

Wir Menschen haben noch lange nicht genau entschlüsselt, wie einzelne Lebewesen in der Natur zusammenwirken. Außerhalb unseres Blickfeldes spielt sich so viel Unbekanntes ab, dass die Mikrobenforscher beinahe jeden Tag irgendetwas Neues entdecken. Pflanzen und Bakterien haben ein komplexes Zusammenspiel entwickelt, das beiden Seiten Nutzen bringt – und sich für die Landwirtschaft durchaus noch verstärken lässt. So übernehmen die Mikroorganismen nicht nur schützende Funktionen für »ihre« Pflanzen, sondern sie helfen auch bei der Aufnahme von Wasser und wichtigen Nährstoffen. Es gibt sogar Bodenbakterien, zum Beispiel Serratia plymuthica, die Kohl vor Schadpilzen schützen und ihn mit leckeren Aromastoffen versorgen, die beim Menschen vermutlich das Tumorwachstum verhindern. Gemüse kann also sogar noch gesünder werden, wenn diese Mikroben ungehemmt ihre Arbeit verrichten dürfen!


Mikrobielle Pflanzenschutzmittel sind »umweltfreundlicher und sicherer«

Längst sind die Menschen sehr viel sensibler geworden, wenn es um das Thema »künstliche Pestizide« geht. Chemie auf dem Teller und anschließend im Körper: Das kann nicht gutgehen! Und auch über die Luft werden die Herbizide großflächig übertragen, sodass ein brasilianisches Gericht sich genötigt fühlte, den Einsatz von Glyphosat und einigen anderen Mitteln erst einmal zu untersagen. Wir brauchen dringend neue Lösungen, unsere Nutzpflanzen zu schützen und gleichzeitig eine wirklich gesunde Ernährung sicherzustellen! Genau aus diesem Grund sind die neuen Forschungsergebnisse auch so interessant, denn mikrobielle Pflanzenschutzmittel könnten irgendwann die gefährlichen Gifte ablösen. Sie sind »einfach umweltfreundlicher und sicherer«, so gab die Biotechnologin Gabriele Berg von der Universität Graz jüngst bekannt.

Im Boden und auf den Pflanzen wimmelt es nur so von Leben

Bacillus-thuringiensis-Präparate befinden sich bereits seit den 60er Jahren in der Bio-Landwirtschaft im Umlauf. Die Bodenbakterien schädigen den Darm der Kartoffelkäfer und anderer Schädlinge und töten sie dadurch. Nach neuen Erkenntnissen geben Pflanzen ungefähr ein Fünftel ihrer Kohlenhydrate in den Erdboden und damit an die dort lebenden Mikroben ab, die sich bedanken, indem sie schädliche Pilze und Bakterien bekämpfen und sogar teilweise die Immunabwehr ihrer Gönner stärken. Sogenannte Pseudomonaden fressen den Krankheitserregern förmlich die Nahrung weg und hungern diese aus; die Pilzgattung Ascomycota stimuliert das Wachstum von Cranberry-Pflanzen und baut Pilzpathogene ab. So kann es vermutlich unendlich weitergehen, denn im Boden und auf den Blättern der Pflanzen wimmelt es nur so von winzigen Lebewesen. Wenn wir ihr Zusammenleben verstehen lernen, sind wir einen wirklich wichtigen Schritt weitergekommen!

Quelle: tagesanzeiger.ch

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