Nur 40 Tage dauerte es in Dubai von der kargen Wüste bis zur ersten Wassermelonen-Ernte: Der erfolgreiche Feldversuch fand im März 2020 statt, mit flüssigem Nanoton, den die Forscher mit einem einfachen Gartenschlauch aufsprühten. Die Emirate müssen 90 Prozent ihrer Lebensmittel teuer importieren, doch wenn die Wüste erwacht, ändert sich das radikal.


Symbolfoto

Nanoton bindet Wasser und Nährstoffe

Der norwegische Forscher Kristian Olesen war der Erste, der vor einigen Jahren Lehm in eine wasserartige Flüssigkeit verwandelte. Dieses Produkt nutzt nun die Firma Desert Control, um es auf unfruchtbarem Wüstenboden aufzubringen. Das Material, ein äußerst feiner Nanoton, versickert im Sand, aber nur wenige Zentimeter tief, und sorgt dort dafür, dass den Pflanzen Wasser und Nährstoffe zur Verfügung stehen. Farmer verwenden seit Jahrtausenden Lehm, um ihre Böden zu verbessern, doch das Eingraben ist ein starker mechanischer Eingriff, der die Symbiose zwischen Pflanzen und Pilzen stört. Sprühen ist deutlich besser, bringt aber wieder neue Probleme mit sich.

Lehm ist negativ, Sand ist positiv geladen

Desert Control nutzt viele verschiedene Mixturen, denn jeder Boden ist anders — und »Wüste« ist längst nicht gleich Wüste. Zehn Jahre brauchten die Forscher, um viele verschiedene Böden in Ägypten, China, Pakistan und den Emiraten zu testen und den Nanoton jeweils exakt auf den jeweiligen Untergrund abzustimmen. Das Material soll eine etwas 10 bis 20 cm dicke fruchtbare Schicht an der Oberfläche bilden und nicht einfach versickern. Glücklicherweise verfügt Lehm über eine negative und Sand über eine positive Ladung, sodass sich beide Materialien aneinander binden.


Die Tonpartikel legen sich schneeflockenartig um jeweils ein Sandkorn und bleiben dort eine ganze Weile fest haften. Sieben Stunden nach dem Aufsprühen kann die Bepflanzung beginnen. Eine weitere Bewässerung ist nötig, wirkt sehr viel effizienter als ohne Nanoton. Das Aufbringen erfolgt auf einfachste Weise, sogar ein einfacher Gartensprinkler kann als Werkzeug dienen. Die Herstellung des Substrats kann direkt vor Ort in einer kleinen Anlage erfolgen, die in einen Schiffscontainer passt. So lässt sich als Basisstoff ein Ton verwenden, der aus derselben Region stammt. Lange Transportwege entfallen.

Noch ist der Preis pro Quadratmeter zu hoch

Die erste Anlage steht jetzt schon in den Emiraten, sie stellt 40.000 Liter Flüssigsubstrat pro Stunde her. Wie immer hat die Sache einen Haken: Pro Quadratmeter kostet das Verfahren jetzt noch etwa 1,50 Euro, viel zu viel für einen kleinen Bauern, auch wenn die Behandlung nur alle fünf Jahre erfolgen muss. Desert Control versucht, den Preis auf 20 Cents pro Quadratmeter zu drücken, erst dann wäre der Nanoton tauglich für den Massenmarkt.

Quelle: stern.de

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