Inzwischen haben so gut wie alle großen Autobauer auch Modelle mit Elektroantrieb im Angebot. Deutlich kleiner ist das Angebot allerdings bei Lastwagen. Hier streiten die Hersteller teilweise noch um die beste Antriebsart. Die bereits erhältlichen Lastwagen mit Elektroantrieb verfügen zudem über eine eher begrenzte Reichweite und eignen sich daher kaum für den Fernverkehr. Dies gilt eigentlich auch für den Volvo FH Electric, der mit einer Akkuladung rund 300 Kilometer weit kommt. Davon ließ sich das Schweizer Logistikunternehmen Krummen Kerzers allerdings nicht abschrecken. Stattdessen realisierten die Experten für einen Kunden den emissionsfreien Transport von Orangen aus Spanien. Insgesamt legte der Fahrer dafür eine Strecke von mehr als 3.000 Kilometern zurück. Den Angaben des Unternehmens zufolge stellt dies einen Rekordwert für eine kommerzielle Fahrt mit einem Elektrolastwagen dar. Die gute Nachricht: Die Orangen erreichen planmäßig ihr Ziel und der Kunde war zufrieden.


Bild: Krummen Kerzers

Die Infrastruktur im ländlichen Spanien ist ausbaufähig

Zuvor allerdings mussten die Logistiker einiges an zusätzlichem Aufwand betreiben. Denn zum einen musste die Topographie und der zu erwartende Gegenwind einkalkuliert werden, um die tatsächliche Reichweite in etwa abschätzen zu können. Anschließend galt es eine Route zu finden, auf der ausreichend Lademöglichkeiten zur Verfügung stehen. Von Zürich bis nach Barcelona war dies weitgehend problemlos möglich. Die letzten 450 Kilometer bis zur eigentlichen Plantage erwiesen sich aber als herausfordernd, weil die Infrastruktur dort nur rudimentär ausgebaut ist. Tatsächlich erreichte der Fahrer einen Ladepunkt auf diesem Abschnitt mit nur noch wenigen Prozent Restladung, sodass zahlreiche Funktionen im Cockpit bereits abgeschaltet wurden. Liegengeblieben ist der LKW allerdings nicht. Einige Tücken brachte aber selbst die vorhandene Infrastruktur mit sich. So musste der Lastwagen an Ladestationen für gewöhnliche PKW geladen werden. Hier reduzierte sich die Ladegeschwindigkeit massiv, sobald mehrere Fahrzeuge angeschlossen wurden.

Die Fahrt dauerte einen Tag länger als sonst

Tatsächlich hat sich die Fahrt aus kommerziellen Gesichtspunkten nur bedingt gelohnt. Denn der Transport dauerte etwa einen Tag länger als mit einem Diesel-LKW. Auch die Kosten und der benötigte Aufwand lagen höher. Möglich wurde die Fahrt daher auch nur, weil der Kunde viel Wert auf einen möglichst nachhaltigen Transport legt. Zukünftig dürfte der Elektrotruck von Volvo aber zunächst wieder auf eher kürzeren Routen eingesetzt werden. Grundsätzlich ist man bei Krummen Kerzers mit den Elektro-LKWs aber durchaus zufrieden: Bis Ende des Jahres soll die Flotte auf 18 Fahrzeuge ausgeweitet werden. Mittel- bis langfristig könnten Verbesserungen bei der Batterietechnik und der Ladeinfrastruktur dann dafür sorgen, dass auch Ferntransporte verstärkt emissionsfrei durchgeführt werden. Noch allerdings scheinen Elektrolastwagen eher eine exotische Erscheinung zu sein. So berichtete der Schweizer Fahrer davon, dass Autofahrer in Spanien extra ausgestiegen sind, um sich den LKW genauer anzusehen.


Via: Electrek

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