In einer globalen Welt können Entscheidungen der indonesischen Regierungen Auswirkungen auf die Preise in deutschen Supermärkten haben. Diese Erfahrung dürften Verbraucher in den nächsten Wochen machen. Denn nachdem die Ukraine-Krise zunächst die Preise für Sonnenblumenöl in die Höhe schießen ließ, steht nun das nächste Speiseöl im Fokus: Indonesien ist der Hauptexporteur von Palmöl. Verwendet wird der Rohstoff unter anderem in Tiefkühlpizzen, Speiseeis und Schokolade. In der indonesischen Küche spielt Palmöl zudem noch einmal eine deutlich größere Rolle. Genau das könnte nun zum Problem werden. Denn die Preise für das Speiseöl sind in Indonesien in den letzten Monaten stark gestiegen. Dies führte zu Protesten unter anderem in der Hauptstadt Jakarta. Darauf reagierte die Regierung nun, indem ein kurzfristiges Exportverbot erlassen wurde: Ab Donnerstag darf kein Speiseöl mehr exportiert werden. Präsident Joko Widodo kündigte sogar an, das Verbot persönlich überwachen zu wollen.


Deutschlands Kunden müssen mit steigenden Preisen rechnen

Auf dem Weltmarkt führt dies zu Turbulenzen. Denn Indonesien war bisher für rund die Hälfte der weltweiten Palmölproduktion verantwortlich. Andere Lieferländer können ihre Produktionskapazitäten aber nicht so kurzfristig erhöhen. Die beinahe zwangsläufige Folge: Die Preise werden steigen. Dies gilt zudem nicht nur für Palmöl selbst, sondern auch für mögliche Ersatzprodukte wie etwa Rapsöl. Betroffen davon ist auch die Bundesrepublik. So hat Deutschland zuletzt rund 65.000 Tonnen Palmöl direkt aus Indonesien importiert. Dieser Wert stellt allerdings nur die halbe Wahrheit dar. Denn hinzu kommen noch Einfuhren aus den Niederlanden, die ebenfalls ursprünglich aus Indonesien stammen. Supermarkt-Kunden in Deutschland müssen bei einigen Produkten also mit steigenden Preisen rechnen. Noch stärker betroffen sind allerdings Schwellenländer, in denen Speiseöle eine deutlich größere Rolle bei der Ernährung spielen. So zeigte sich etwa die indische Regierung bestürzt von der Entscheidung.


Die Verwendung von Palmöl ist extrem umstritten

Im schlimmsten Fall könnte die Entscheidung der indonesischen Regierung also die Proteste in der Heimat zwar eindämmen, gleichzeitig aber selbige in anderen Ländern entfachen. Wie stark die Auswirkungen letztlich tatsächlich sein werden, hängt auch vom Faktor Zeit ab. Denn die indonesische Regierung hat lediglich ein befristetes Exportverbot erlassen – ohne allerdings zu sagen, wie lange dies gelten soll. Grundsätzlich produziert das Land aber rund dreimal so viel Palmöl wie es verbraucht. Früher oder später dürfte das Verbot daher gelockert werden. Im Idealfall könnten die stark steigenden Preise auf den Weltmarkt aber auch dazu führen, dass sich die Abnehmer nach Alternativen umschauen. Dies wäre für Klima und Umwelt eine gute Nachricht. Denn die Palmölproduktion wird mit der Abholzung von gigantischen Flächen Regenwald in Verbindung gebracht. Aktivisten fordern daher schon lange, ein weitgehendes Importverbot.

Via: Handelsblatt

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.