2013 erreichte eine Bohrung bei Geretsried nahe München eine Tiefe von 6036 Metern. Dann gab die Enex Power Germany aus dem oberbayrischen Kirchseeon auf. Das erhoffte heiße Wasser für eine Geothermieanlage zur Strom- und Fernwärmeerzeugung gab es nicht. Das Projekt war geplatzt, obwohl die Temperatur an der Sohle 165 Grad Celsius erreichte. Eine zweite Bohrung war eine ebenso große Enttäuschung.


Bild: Eavor Technologies

Thermoöl ersetzt das Wasser

Doch jetzt besteht die Chance, das Projekt doch noch erfolgreich zu vollenden. Eingesetzt wird ein Verfahren des kanadischen Unternehmens Eavor Technologies. Eavor-Loop, wie die Kanadier ihre Technik nennen, basiert auf zwei Bohrungen in einer Entfernung von 2500 Metern. Ein Rohr wird in die erste Bohrung integriert. Am Grund macht es eine 90-Grad-Wende und steuert auf die zweite Bohrung zu. Nach einer erneuten 90-Grad-Drehung wächst das Rohr aus dem zweiten Bohrloch heraus. In das Rohr wird mit speziellen Zusätzen versehenes Wasser gefüllt, das sich auf dem kilometerlangen Weg durch das heiße Gestein erwärmt. Oberirdisch wird es in einer gut isolierten Rohleitung zum Ausgangspunkt befördert. Dort landet die heiße Flüssigkeit in einem Wärmetauscher, der ihr die Energie entzieht. Sie kann direkt genutzt werden, um in ein bestehendes Fernwärmenetz eingekoppelt zu werden. In Geretsried soll, wenn die Wärme im Sommer keine Abnehmer findet, Strom erzeugt werden. Das abgekühlte Wasser sinkt erneut in die Tiefe. Der Kreislauf benötigt keine externe Pumpleistung.


Baubeginn für 2021 geplant

„Nach zwei gescheiterten Versuchen, ausreichend hydrothermales Wasser zu finden, sind wir absolut begeistert, mit dieser neuen innovativen Technologie zu arbeiten, welche die Voraussetzungen für eine wirtschaftliche Nutzung der Erdwärme schaffen kann“, so Robert Straubinger, Vorstandsvorsitzender der Enex Power Germany. Als Baubeginn ist 2021 vorgesehen. Ein Jahr später soll die Anlage in Betrieb gehen.

Eine Alternative zu Eavor Loop ist ein umstrittenes Verfahren, das 2008 im elsässischen Soultz-sous-Fôret realisiert wurde. In ein Bohrloch pressten die Initiatoren Wasser unter hohem Druck ein. Es sprengte tief um Untergrund die heißen Felsen und trat aus dem zweiten Bohrloch wieder aus. Bei dieser Technik sind Beben möglich. Außerdem wäscht das Wasser Schadstoffe aus dem Gestein, die teilweise in die Atmosphäre gelangen können.

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