Fettleibigkeit gehört zu den größten gesundheitlichen Herausforderungen unserer Zeit und steht in engem Zusammenhang mit Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Leberleiden. Forschende haben nun einen Mechanismus entdeckt, der im Tiermodell überraschend wirksam gegen die Folgen einer ungesunden Ernährung schützt. Im Mittelpunkt steht ein Enzym namens CaMKK2, das in bestimmten Immunzellen wie ein molekularer Schalter wirkt. Wird dieser Schalter deaktiviert, bleiben Mäuse trotz fettreicher Kost weitgehend frei von Übergewicht, Insulinresistenz und Fettleber. Dieser Ansatz könnte langfristig neue Wege zur Behandlung von Adipositas eröffnen. Ein Enzym mit doppelter Rolle CaMKK2 (Calcium/Calmodulin-abhängige Proteinkinase-Kinase 2) ist seit Jahren als Bestandteil von Signalwegen bekannt, die Zellstoffwechsel und Energiehaushalt regulieren. Auffällig ist seine Rolle in Immunzellen, insbesondere in Makrophagen. Diese Zellen tragen bei Übergewicht entscheidend zu chronischen Entzündungen in Leber, Fettgewebe und Muskeln bei. Die aktuelle Studie untersuchte deshalb, was passiert, wenn CaMKK2 ausschließlich in diesen Immunzellen ausgeschaltet wird. Die Forschenden erzeugten Mäuse, denen das Enzym gezielt in myeloiden Zellen fehlte, während es in anderen Geweben unverändert aktiv blieb. Auf diese Weise ließ sich präzise zeigen, welchen Beitrag die Immunzellen leisten, ohne das Enzym im gesamten Organismus zu blockieren. Weniger Fett, bessere Stoffwechselwerte Die Ergebnisse waren deutlich: Tiere mit inaktivem CaMKK2 in Immunzellen nahmen unter einer fettreichen Diät weniger zu, obwohl sie genauso viel Nahrung aufnahmen wie Kontrolltiere. Gleichzeitig verbesserte sich ihr Stoffwechsel. Der Blutzucker blieb stabiler, die Insulinempfindlichkeit war höher, und eine Fettleber entwickelte sich kaum. Auch das Fettgewebe zeigte positive Veränderungen: Es schaltete teilweise in einen aktiveren Zustand um, der eher Energie verbrennt als speichert. Forschende sprechen in diesem Zusammenhang von einer „Beigeing“-Tendenz, die mit gesünderem Fettstoffwechsel verbunden ist. Ein zentraler Befund betrifft die Makrophagen selbst. Ohne CaMKK2 stellten sie ihre Energieversorgung um: Statt Zucker bevorzugten sie Fettsäuren, die mitochondriale Aktivität stieg, und entzündungsfördernde Signale nahmen ab. So wurde das entzündliche Milieu in den betroffenen Geweben deutlich abgeschwächt. „Wenn das CaMKK2-Gen aus bestimmten Immunzellen entfernt wird, verändert sich das Fettgewebe in eine gesündere Richtung“, fasst ein beteiligter Forscher zusammen. Ist das der Weg zu neuen Adipositas-Behandlungen? Die Entdeckung macht CaMKK2 zu einem vielversprechenden Ziel für neue Therapien gegen Adipositas und damit verbundene Erkrankungen. Die Studienergebnisse legen nahe, dass eine gezielte Blockade des Enzyms in Immunzellen Stoffwechselstörungen eindämmen könnte. Doch der Weg zur Anwendung beim Menschen ist lang. Tiermodelle liefern wichtige Hinweise, doch nicht jeder Ansatz lässt sich übertragen. Zudem sind verfügbare Hemmstoffe gegen CaMKK2 bislang unzureichend. Sie wirken nicht selektiv genug und haben pharmakologische Schwächen, die eine klinische Nutzung verhindern. Auch bleibt zu klären, ob die Blockade von CaMKK2 langfristig unerwünschte Nebenwirkungen hätte, da das Enzym in anderen Organen wichtige Funktionen erfüllt. Eine präzise Steuerung, die sich ausschließlich auf bestimmte Immunzellen beschränkt, wäre daher entscheidend. Trotz dieser Hürden eröffnet die Studie eine neue Perspektive: Immunzellen werden nicht nur als Verteidiger gegen Krankheitserreger verstanden, sondern auch als zentrale Regler des Stoffwechsels. Gelingt es, diese Rolle gezielt zu beeinflussen, könnten sich künftig neuartige Behandlungsmöglichkeiten für Fettleibigkeit und ihre Folgeerkrankungen ergeben. via Monash University Teile den Artikel oder unterstütze uns mit einer Spende. Facebook Facebook Twitter Twitter WhatsApp WhatsApp Email E-Mail Newsletter