Wer in den letzten Wochen die US-amerikanische Raumfahrt beobachtete, der konnte nicht anders, als beeindruckt zu sein. Das Unternehmen SpaceX hat als erstes privates Unternehmen menschliche Astronauten zur ISS gebracht. Ein echter Meilenstein, nicht zuletzt auch deshalb, weil die USA sich seit Ende des Spaceshuttle-Programms auf Russland verlassen musste, wenn es um bemannte Flüge zur ISS ging. Europa hat derweil den Anschluss in Sachen Raketentechnologie verloren: Die europäische Raumfahrtbehörde ESA kann mit SpaceX nicht mithalten.


Die europäischen Ariane-6-Raketen sind noch nicht mal einsatzbereit und können bereits nicht mit SpaceX mithalten.
Bild: ESA

SpaceX setzt neue Standards

SpaceX hat die Standards für Trägerraketen neu definiert. Die Ariane-6-Rakete der ESA ist ein notwendiger Schritt, aber nicht das ultimative Ziel: Wir müssen schon jetzt über die Ariane 7 nachdenken„, so der für die Raumfahrt zuständige EU-Kommissar Thierry Breton gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters.

SpaceX hat mit der wiederverwertbaren Trägerrakete Falcon 9 neue Maßstäbe gesetzt. Die Falcon-9-Raketen haben bereits Hunderte Satelliten ins All gebracht, Nutzfracht zur ISS gebracht und nun sogar Astronauten ins All transportiert. Die Neuentwicklung der ESA – die Ariane 6 – verzögert sich dagegen immer wieder und kann mit der Falcon 9 auch nicht mithalten. Insbesondere ist sie nicht wiederverwertbar.


Der Jungfernflug der europäischen Ariane 6 ist noch für dieses Jahr geplant. Allerdings gilt der Terminplan unter Beobachtern bereits jetzt als eher unwahrscheinlich. Und wenn die ESA-Rakete dann in Dienst gestellt werden kann, wird sie bereits veraltet sein.

Die Ariane 6 wird in zwei verschiedenen Varianten verfügbar sein. Als Version A62 soll sie ungefähr 82 Millionen US-Dollar kosten und 5 Tonnen Nutzfracht in den geostationären Orbit bringen können. Dort umkreisen die meisten Kommunikationssatelliten die Erde.

Europäische Raketen haben das Nachsehen

Stellt man die Ariane 6 den wiederverwertbaren Falcon-9- und Falcon-Heavy-Raketen gegenüber, wird schnell klar, dass sie nicht wettbewerbsfähig sein wird. Dies liegt unter anderem auch am Preis: SpaceX Falcon 9 kostet lediglich 50 Millionen US-Dollar und ist zudem wiederverwertbar. Hinzu kommt, dass sie leistungsfähiger ist. Sie kann 16 Tonnen Nutzlast in den niedrigen Erdorbit transportieren – im Gegensatz zu 10,5 Tonnen Nutzlast, die die Ariane 6 (A62) schaffen wird. Beim Transport in den geostationären Orbit ist der Unterschied nicht mehr ganz so groß, aber mit 5.500 Kilogramm schafft die Falcon 9 immer noch 500 Kilogramm mehr als die Ariane 6.

Nun wird es mit der A64-Version der Ariane 6 zwar auch eine stärkere Variante geben, die für einen Preis von 135 Millionen US-Dollar eine 11.500 Kilogramm schwere Last in den geostationären Orbit bringen können wird, aber auch diese Rakete ist im Vergleich mit der vergleichbaren Falcon Heavy zu teuer: Letztere kostet lediglich 90 Millionen US-Dollar.

Ariane 7 frühestens in 5 Jahren

Zudem sind die SpaceX-Raketen flugerprobt und haben sich bereits als höchst zuverlässig erwiesen. Ein Beweis, der für die Ariane 6 logischerweise noch aussteht. Unterm Strich ziehen die europäischen Raketen aktuell bereits den kürzeren, bevor der erste Testflug durchgeführt wurde. Die Entwicklung der nächsten Generation, der Ariane 7, wird mindestens 5 – 10 Jahre dauern und mehrere Milliarden Dollar kosten. Dafür soll die Ariane 7 dann auch wiederverwertbar sein.

EU-Kommissar Breton hofft, dass das nächste EU-Budget 16 Milliarden Euro für die Raumfahrt bereithält. Davon sollen dann eine Milliarde Dollar an Startups gehen, die sich mit Raumfahrtthemen beschäftigen.

via Reuters

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