Zahlreiche deutsche Autobauer und Zulieferer haben in den vergangenen Wochen angekündigt, massiv Arbeitsplätze abzubauen. Prognosen gehen davon aus, dass in den nächsten Jahren in der Branche mehr als 100.000 Jobs verloren gehen könnten. Oftmals wird von den Verantwortlichen dafür die Umstellung auf den Bau von Elektroautos als Grund angeführt. Eine detaillierte Studie der Unternehmensberatung BCG widerspricht dieser Interpretation nun aber. Die Experten dort haben die jeweiligen Produktionsabläufe in einzelne Schritte zerlegt und den Arbeitsaufwand verglichen. Das Ergebnis: Alles in allem werden für den Bau eines Elektroautos genauso viele Mitarbeiter benötigt wie bei einem Verbrenner. Zur Wahrheit gehört aber auch: Die benötigten Arbeitsstunden fallen teilweise an anderer Stelle an. Die Standorte in Deutschland könnten daher zu den Verlierern gehören.


Bild: Eckart Egger

Die Arbeitsstunden werden teilweise woanders benötigt

So ist ein Elektromotor deutlich simpler konstruiert als sein Benzin verbrennendes Pendant. Logischerweise werden daher in diesem Bereich zukünftig auch deutlich weniger Mitarbeiter benötigt. Auf der anderen Seite gewinnt aber die Batterie und ihre Verkabelung an Bedeutung. Dort fallen daher zukünftig mehr Arbeitsstunden an. Hier aber entsteht für die deutschen Angestellten ein Problem: Denn während die Motorenproduktion fast ausschließlich bei den Herstellern selbst stattfindet, findet ein Großteil der Batterieproduktion woanders statt. So sitzen alle relevanten Produzenten von Batteriezellen für Elektroautos in Asien. Dementsprechend sind dort in den letzten Jahren zahlreiche neue Arbeitsplätze entstanden. Da bei einem Elektroautos rund acht Prozent der benötigten Arbeitszeit im Bereich der Batterie-Produktion anfällt, ist hier eine Verschiebung der Arbeitsplätze von Europa nach Asien wahrscheinlich.

Die Zulieferer dringen in neue Bereiche vor

Alternativ könnten die Hersteller auch dazu übergehen, selbst in die entsprechenden Produktionsfähigkeiten zu investieren. Bisher scheint sich dazu aber nur der VW-Konzern entschlossen zu haben. Dieser betreibt in Salzgitter aktuell zumindest eine Pilotanlage. Die anderen deutschen Autobauer scheuen die dafür notwendigen Ausgaben. Denn für den Aufbau werden gewaltige Investitionen benötigt, die sich erst im Laufe der Jahre rentieren – was ein durchaus nicht unerhebliches Risiko darstellt. Sollte die technologische Entwicklung beispielsweise nicht so verlaufen wie aktuell prognostiziert, könnte am Ende ein erheblicher Verlust stehen. Dieses Risiko wollen die Hersteller aktuell zumeist noch nicht eingehen. Innerhalb der deutschen Automobilbranche könnte es zudem zukünftig zu Verschiebungen kommen. So haben die großen Zulieferer viel Geld in die Umstellung auf Elektromobilität investiert und teilweise selbst Antriebsstränge entwickelt. Auch hier könnte es zu einer Verlagerung von Jobs kommen.


Via: Handelsblatt

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