Patienten mit einem besonders schweren Verlauf der Covid-19-Krankheit müssen künstliche beatmet werden. In vielen europäischen Ländern sind die entsprechenden Kapazitäten in den Krankenhäusern aber bereits erschöpft. Teilweise müssen die Ärzte daher die extrem schwierige Entscheidung treffen, welche Patienten beatmet werden können und welche nicht. In Deutschland sieht die Situation zumindest aktuell zwar noch deutlich besser aus. Aber auch hierzulande ist die Zahl der Beatmungsgeräte naturgemäß endlich. Um auch auf den absoluten Ernstfall vorbereitet zu sein, haben sich daher Forscher aus Gießen und Marburg zusammengetan und nach einfachen und preiswerten Alternativen gesucht. Auch dank finanzieller Unterstützung des hessischen Wissenschaftsministeriums konnten tatsächlich zwei einfache, preisgünstige und improvisierte Beatmungsgeräte entwickelt werden.


Eine erste Kleinserie wurde bereits produziert

Die erste Version basiert auf sogenannten CPAP-Geräten. Diese sind bereits heute in großer Stückzahl vorhanden und befinden sich unter anderem in zwei Millionen deutschen Haushalten. Dort werden sie beispielsweise zur Behandlung von Schlafapnoe eingesetzt. Die Forscher aus Hessen bauten die Geräte nun zu vereinfachten Beatmungsgeräten um. Die Besonderheit: Dafür benötigten sie lediglich weitere Bauteile im Wert von rund fünfzig Euro und etwas handwerkliches Geschick. Eine erste Kleinserie wurde bereits in der Eisengießerei Fritz Winter in Stadtallendorf produziert. Dort erwies sich die Idee tatsächlich als praktikabel. Nun suchen die Forscher gemeinsam mit dem Wissenschaftsministerium nach weiteren Produktionsmöglichkeiten. Denkbar wäre etwa, dass Betriebe aus dem Werkzeug- und Maschinenbau durch die Corona-Krise freigewordene Kapazitäten zur Verfügung stellen.


Die Bauanleitung wurde im Internet veröffentlicht

Die zweite von den hessischen Forschern ersonnene Alternative setzt auf Beatmungsbeutel, die sonst in der Notfallmedizin zum Einsatz kommen. Normalerweise muss dabei der Beutel von Hand geknetet werden, um den Patienten zu beatmen. Die Forscher erweiterten die Konstruktion nun aber durch Bauteile aus dem Baumarkt und dem Elektrohandel so, dass eine Mechanik das Pumpen übernimmt. Die entsprechende Bauanleitung wurde zudem im Internet veröffentlicht, damit Menschen in aller Welt von der neuen Lösung profitieren können. Beide Varianten sind allerdings nicht für die Erstversorgung von Patienten mit sehr starker Atemnot geeignet. Diese müssen auch weiterhin an ein klassisches Gerät angeschlossen werden. Sobald die Patienten sich aber auf dem Weg der Besserung befinden, können auch die improvisierten Maschinen die Arbeit übernehmen – und so die Kapazitäten in den Krankenhäusern erweitern.

Via: Hessisches Ministerium für Wissenschaft und Kunst

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