Dass Bewegung gut für den menschlichen Körper ist, ist unstrittig und allgemein bekannt. Körperliche Aktivität hilft gegen Übergewicht und Depressionen und kann sogar unser Sterberisiko mindern. Um diese Effekte zu erreichen, muss es nicht immer ernsthafter Sport sein. Bereits Bewegung im Alltag hat messbare positive Effekte auf die Gesundheit. Forscher:innen haben nun in einer Untersuchung quantifiziert, wie viel Bewegung tatsächlich nötig ist, um diese Effekte zu erreichen.


VILPA: Körperliche Aktivität im Alltag

Ein Team rum um Emmanuel Stamatakis von der University of Sydney hat ermittelt, wie es um die Auswirkungen alltäglicher körperlicher Aktivitäten auf das Sterberisiko im Vergleich zu denen strukturell organisierten Sports bestellt ist. Für ihre Untersuchung analysierten die Forscher:innen Daten von Sportler:innen sowie Menschen, die keinen Sport betreiben. Die Daten stammten aus der biomedizinischen Datenbank UK Biobank, in der gesundheitliche Informationen über eine halbe Millionen registrierter Briten gespeiuchert sind.


Die Forscher:innen filterten aus den Daten etwa 25.000 Nicht-Sportler:innen sowie 62.000 Sportler:innen heraus. Die Nicht-Sportler:innen trugen in ihrem Alltag einen Fitnesstracker, was Rückschlüsse über ihre Bewegung im Alltag erlaubte. Das Team suchte nach Aktivitätsmustern, die es auf den Namen „VILPA“ taufte („vigorous intermittent lifestyle physical activity“). Nach der Definition der Forscher:innen handelt es sich dabei um ein- bis zweiminütige Phasen mit intensiver körperlicher Betätigung, die sich im normalen Alltag finden. Als Beispiele nennen sie den schnellen Gang zur Bushaltestelle oder Haushaltserledigung im Eiltempo. Auch das Spielen mit Kindern wird als VILPA klassifiziert.

Mit Sportlern vergleichbares Risiko

Im nächsten Schritt wollte das Team herausfinden, welche Auswirkungen solche VILPA-Einheiten auf das Sterberisiko von Menschen haben, die sonst nicht viel Sport machen. Die Teilnehmer:innen waren zu Studienbeginn im Schnitt 61,8 Jahre alt und wurden über einen Zeitraum von fast sieben Jahren beobachtet. Dabei wurde erfasst, wie viele Probanden innerhalb dieses Zeitraums starben und aus welchen Gründen. Die Forscher:innen versuchten, andere Ursachen für einen verfrühten Tod aus ihrer Untersuchung herauszurechnen.

Unterm Strich zeigte sich, dass neun von zehn der Nicht-Sportler:innen in ihrem Alltag wahrscheinlich sogar unbewusst VILPA-Einheiten absolvierten, was ihr Sterberisiko im Vergleich zu Probanden ohne VILPAs deutlich senkte. Bereits bei drei bis vier einminütigen VILPA-Sequenzen täglich senkte sich das Sterberisiko um 38 bis 40 Prozent. Auch bei krebsbedingter Sterblichkeit konnten die Forscher:innen einen ähnlichen Rückgang beobachten. Bei den Herz-Kreislauf-Erkrankungen sank das Risiko zu versterben durch VILPAs sogar um 48 bis 49 Prozent.

Nicht-Sportler:innen, die sich im Alltag unbewusst körperlich betätigen, haben damit ein vergleichbares Sterberisiko wie Sportler:innen. „ Unsere Studie zeigt, dass ähnliche Vorteile wie beim hochintensiven Intervalltraining erzielt werden können, wenn man die Intensität der beiläufigen Aktivitäten des täglichen Lebens erhöht. Dafür bedarf es keines zeitlichen Engagements, keiner Vorbereitung, keiner Vereinsmitgliedschaft und keiner besonderen Fähigkeiten. Es geht einfach darum, das Tempo beim Gehen zu erhöhen oder die Hausarbeit mit etwas mehr Energie zu erledigen„, so Stamatakis.

Das Sterberisiko lasse sich außerdem durch weitere VILPA-Einheiten am Tag weiter verringern. Elf VILPAs pro Tag senken das Sterberisiko durch Herz-Kreislauferkrankungen um 65 Prozent und das Risiko eines verfrühten Tods durch Krebs um 49 Prozent.

via University of Sydney

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.