Gestern und Vorgestern bot Amazon im Rahmen des sogenannten Prime Days wieder zahlreiche Produkte stark vergünstigt an. Das Ziel: Noch mehr Menschen zum Abschluss eines Prime-Abonnements zu bewegen. Gleichzeitig wird die dadurch entstandene Aufmerksamkeit aber auch immer wieder von Journalisten und Aktivisten genutzt, um kritische Dinge anzusprechen. So ruft Ver.di regelmäßig die Mitarbeiter zum Streik auf, um den Abschluss eines Tarifvertrags zu erzwingen. Die Teilnahme ist in aller Regel aber so gering, dass der Versand der bestellten Artikel nicht signifikant beeinträchtigt wird. Für Aufsehen sorgt nun allerdings ein Medienbericht aus Großbritannien. Dort hat der Sender ITV heimlich Aufnahmen in einem Amazon-Lager in Schottland gemacht. Darauf ist zu sehen, wie selbst Neuware systematisch in den Müll wandert. Betroffen sind davon fast alle denkbaren Produkte – von Kopfhörern über Bücher bis hin zu Laptops.


Scottish Government, CC BY 2.0 <https://creativecommons.org/licenses/by/2.0>, via Wikimedia Commons

Ein ehemaliger Amazon-Manager bestätigt die Entsorgungen

Der Sender filmte zudem die Lastwagen, die die Ware abholten. Teilweise fuhren diese immerhin zu Recyclingzentren. Ein Teil der Ware landete den Angaben des Senders zufolge aber auch schlicht auf einer Müllkippe. Gleichzeitig sprachen die Journalisten mit einem anonym gebliebenen Ex-Amazon-Manager. Dieser bestätigte, dass in dem Lager wöchentlich rund 130.000 Produkte vernichtet würden. Bei etwa der Hälfte davon handelt es sich um Neuware. Der Rest sind eigentlich gut erhaltene Retouren von Kunden. Diese Angaben deckten sich mit Dokumenten, die dem Sender vorlagen. Diese bestätigten, dass in einer Woche 124.000 Produkte in den Müll wandern sollten. Zum Vergleich: 28.000 Waren wurden im gleichen Zeitraum zur Spende freigegeben. Allerdings kann man diese Zahlen nicht einfach auf jedes Amazon-Lager umlegen. Denn das schottische Lager wickelt den Angaben des Unternehmens zufolge sämtliche Entsorgungen für den britischen Markt ab.

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Nicht alle Produkte im Lager gehören auch Amazon

Wieso aber werden die Waren überhaupt vernichtet? Um dies zu verstehen, muss man sich das Geschäftsmodell von Amazon einmal genauer anschauen. Denn in den Lagern des Konzerns gibt es zwei Typen von Artikeln. Einmal Produkte, die Amazon auf eigene Rechnung verkauft. Zum anderen aber auch Waren, die der Konzern auf dem eigenen Marktplatz anbietet und auch ausliefert – die aber anderen Händlern gehören. Letztere lagert Amazon aber natürlich nicht kostenfrei. Stattdessen werden Gebühren fällig. Je länger die Ware also dort liegt, desto mehr muss der Besitzer bezahlen. Verkauft sich ein Artikel dann nicht so wie erhofft, kann dies schnell zu einem Minusgeschäft werden. Teilweise werden die Produkte daher an die Besitzer zurückgesendet. Gerade bei Ware aus dem Ausland lohnt sich dies aber oft nicht – weshalb die Entsorgung dann die finanziell sinnvollste Variante ist. Zur Wahrheit gehört aber auch: Eine Spende hätte den selben Effekt. Viele der Fremdfirmen verweigern hier aber schlicht die Zustimmung.

Via: ITV

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