Der Ausbau der Windkraft ist in Deutschland ins Stocken geraten. Dies stürzte die gesamte Branche in eine Krise. Schuldzuweisungen gibt es dabei viele. Teilweise werden die komplizierten Genehmigungsverfahren kritisiert. Auch geänderte politische Rahmenbedingungen spielen eine Rolle ebenso wie Klagen von Anwohnern. In Nordrhein-Westfalen tritt nun eine weitere Konfliktlinie offen zu tragen. Denn dort hat der Landesverband Erneuerbare Energien zu einer Demonstration aufgerufen. Diese fand aber nicht etwa vor dem Landtag statt, sondern vor der Landeszentrale des Nabu. Rund einhundert Personen setzten dort Trillerpfeifen und Plakate ein, um für Aufmerksamkeit zu sorgen. Ihr Vorwurf: Die Umweltschützer blockierten die Energiewende in Nordrhein-Westfalen durch zahlreiche Klagen und Einsprüche bei den Genehmigungsbehörden. Dabei hielten sie sich auch nicht an Abmachungen die auf Bundesebene getroffen wurden, so die Demonstranten. Dadurch seien mehr als einhundert Windkraftanlagen mit mehr als 500 Megawatt Leistung verhindert worden.


Windräder werden als Bedrohung für einige seltene Arten angesehen

Tatsächlich rückt hier ein schon länger schwelender Konflikt in den Fokus. Denn grundsätzlich unterstützen auch Umweltschützer die Energiewende. Denn diese ist unabdingbar, um den Klimawandel zu stoppen und so die vorhandenen Ökosysteme zu erhalten. Doch der Teufel liegt im Detail. Denn wenn es um konkrete Standorte für Windräder geht, kommt oftmals das Thema Artenschutz auf. So stellen Windräder unter anderem eine Gefahr für bestimmte Vogelarten dar. Zur Wahrheit gehört allerdings auch, dass sie nur für einen Bruchteil der in Deutschland getöteten Vögel verantwortlich sind. Dennoch: Aus Gründen des Artenschutzes sind lokale Umweltschutzinitiativen oftmals alles andere als begeistert von geplanten Windparks. Teilweise versuchen sie im Rahmen des Dialogs Lösungen zu finden, teilweise beschreiten sie aber auch den Rechtsweg. Selbst wenn die Klagen letztlich abgewiesen werden, verzögert dies die entsprechenden Projekte und bindet Ressourcen. Es ist allerdings tatsächlich schwierig hier einen Ausgleich zu finden zwischen den beiden Zielkonflikten Klima- und Artenschutz.


Grundsätzlich soll die Windkraft weiter ausgebaut werden

Zukünftig könnte die Problematik zudem noch deutlich öfter zutage treten. Denn die potenzielle neue Bundesregierung aus SPD, FDP und den Grünen will zwei Prozent der Flächen in Deutschland für die Windkraft reservieren. Es ist eher unwahrscheinlich, ausreichend Flächen zu finden, bei denen keine Anwohner gestört und keine negativen Folgen für den Artenschutz auftreten. Ohne Kompromisse in beiden Punkten dürfte ein massiver Ausbau der Windkraft in Deutschland also nicht möglich sein. Vertreter des Nabu in NRW betonen, dass sie keine Gegner der Energiewende seien. Man dürfe aber die Klimaschutzkrise nicht gegen die Krise in Sachen Artenschutz ausspielen. Allerdings steht auch der Vorwurf im Raum, dass die Umweltschützer teilweise wegen Lärmschutzbedenken und anderer eher menschlicher Probleme gegen Windräder geklagt hätten. Dies bestreitet der Nabu aber. Es bleibt abzuwarten, ob es gelingen wird, die aktuell verhärteten Fronten wieder aufzulösen und Klima- und Artenschutz miteinander zu vereinen.

Via: Der Spiegel

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