Schöne neue Kunststoffwelt: Seit wir Menschen uns mit Plastik umgeben, nimmt unsere Umwelt immer mehr davon in sich auf – und zwar in Form von winzigen Mikropartikeln. Durch Luft, Lebensmittel und Wasser wiederum gelangen die Teilchen in unseren Körper, bis in die tiefen Atemwege und sogar ins Gehirn. In einer neuen Studie beschäftigten Forscher mit der Frage, wie viele Partikel sich durchschnittlich in unserer Atemluft befinden und welchen Anteil davon wir täglich einatmen. Die Zahlen sind erschreckend hoch, viel höher als gedacht.


Im Durchschnitt atmet jeder Mensch fast 70.000 Mikropartikel pro Tag ein

94 % aller Teilchen sind unter 10 Mikrometer klein

In Innenräumen und vor allem in Autos schießt die Mikropartikelbelastung förmlich in die Höhe, so beschreiben es die Wissenschaftler um Nadiia Yakovenko vom Geowissenschaftlichen Institut der Universität Toulouse im Fachjournal »PLOS One«. Pro Kubikmeter Luft maßen sie in ganz normalen Wohnräumen 528 Mikropartikel, in Autos sogar 2.238 mikrofeine Teilchen. Rund 94 Prozent dieser Mini-Plastikpartikel lagen unter einer Größe von 10 Mikrometern und waren damit lungengängig.

Mit diesen Zahlen im Gepäck rechnete das Team aus, wie viele Teilchen jeder Mensch im Durchschnitt Tag für Tag einatmet: Bei Erwachsenen kamen die Forscher auf 68.000 Plastikteilchen am Tag, bei Kindern immerhin auf 47.000 Stück. Bisherige Schätzungen, basierend auf größeren Partikeln, lagen ums Hundertfache niedriger. Bislang haben wir die Gefahr also sehr deutlich unterschätzt.


Besonders häufig: Abrieb von Polyamid und Polyethylen

Die Quelle für die Belastung ist eindeutig: Abrieb von Kunststoffmöbeln und -teppichen, von Kleidung und Innenauskleidungen unserer Autos. Das meiste davon ist Polyamid oder Polyethylen, also ganz alltägliches Plastik. Was diese Stoffe mit uns und unserer Gesundheit anstellen, ist erst sehr wenig erforscht. Die Vermutung liegt nahe, dass sie chronische Entzündungsprozesse auslösen, die wiederum verschiedenste Krankheiten bedingen oder das Gesamtsystem auf Dauer entscheidend schwächen. Die meist faserförmigen Kunststoffpartikel dringen oftmals weniger tief in die Lunge ein als Feinstaub, sondern lagern sich in den Verzweigungen der Atemwege ab. Der Abtransport von dort ist nur begrenzt möglich. Einen Großteil des Drecks behalten wir also für immer.

Quelle: science.orf.at 

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