Das für seine Quelle weltberühmte Dorf Vittel plant den Bau einer neuen großen Wasserleitung. Diese soll Trinkwasser aus der Region in den Ort liefern. Dies klingt auf den ersten Blick ziemlich bizarr, hat aber einen einfachen Grund: Der Lebensmittelkonzern Nestle hat sich die Verwertungsrechte an der Quelle gesichert und füllt dort das gleichnamige Wasser ab. Jährlich werden auf diese Weise 750.000 Kubikmeter Wasser in alle Welt exportiert. Damit ist der Konzern schon zurückhaltender als rein rechtlich erlaubt. Theoretisch hat er sogar Zugriff auf 1.000.000 Kubikmeter Wasser aus der berühmten Quelle. Dennoch sorgt der massive Verbrauch dafür, dass der Trinkwasserspiegel in der Region jährlich um dreißig Zentimeter sinkt.


Dürfen Frischwasserquellen an private Firmen verkauft werden?

Abhilfe schaffen soll nun die neue Pipeline. Diese wird aber keineswegs von Nestle finanziert, sondern aus Steuergeldern. Aktuell wird mit Baukosten in Höhe von zwanzig Millionen Euro kalkuliert. Zahlreiche Aktivisten kritisieren allerdings, dass hier öffentliches Geld in die Hand genommen wird, nur damit die örtliche Quelle weiterhin von einem internationalen Konzern ausgebeutet werden kann. Auch viele Einwohner sind alles andere als begeistert. Ein Bewohner machte in einer TV-Dokumentation seiner Wut mit einem Vergleich Luft: Den Menschen am Atlantik werde doch auch nicht vorgeschrieben, in einem Pool mit Wasser aus dem Mittelmeer zu baden. Andere wiederum haben grundsätzliche Einwände und lehnen es generell ab, Frischwasserquellen gewinnorientierten Konzernen zu überlassen.

Bisher gibt es noch keine Rationierung

Bisher allerdings kommt aus der Quelle noch genug Wasser, um auch die Bewohner des Dorfes zu versorgen. So wird auch der örtliche Brunnen mit dem berühmten Vittel-Wasser gespeist. Für Verwirrung sorgte allerdings ein Schild, auf dem vorgegeben wird, dass maximal sechs Flaschen abgefüllt werden dürfen. Einige Beobachter wollten darin bereits eine erste Rationierung erkennen. Tatsächlich hängt das Schild aber schon länger dort und soll lediglich verhindern, dass sich lange Warteschlangen bilden. Es wird zudem auch nicht kontrolliert, ob die Dorfbewohner sich an die Vorgabe halten. Zusätzlich verweist Nestle darauf, dass sich der Konzern seit mehr als 25 Jahren für eine nachhaltige Wasserwirtschaft in der Region engagiert.


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