Traditionell werden die riesigen Containerschiffe, die für einen Großteil des weltweiten Warentransports verantwortlich sind, mit Schweröl angetrieben. Übermäßig klimafreundlich ist dies nicht. Ein Teil der Schiffe wurde daher inzwischen auf einen Erdgasantrieb umgerüstet. Dadurch verbessert sich die Klimabilanz signifikant. Allerdings handelt es sich noch immer um einen fossilen Energieträger. In Brunsbüttel wird daher seit Jahren gegen den Bau einer Schiffstankstelle für flüssiges Erdgas protestiert. Tatsächlich könnte die Umrüstung auf einen Gasantrieb langfristig allerdings tatsächlich zur Klimaneutralität der Schifffahrt beitragen. Denn die Schiffe lassen sich anschließend theoretisch auch mit klimaneutralen synthetischen Kraftstoffen betreiben. Bei den sogenannten Power-to-X-Verfahren wird Ökostrom genutzt, um grünen Wasserstoff mit CO2 zu versetzten. Dadurch erhält man synthetisches Methan, das für den Schiffsantrieb geeignet ist. Der Trick: Weil nur so viel CO2 freigesetzt wird, wie zuvor gebunden wurde, ist der Antrieb des Schiffes auf diese Weise klimaneutral.


Die Technologie wird erstmals in der Praxis erprobt

Soweit zumindest die Theorie. In der Praxis allerdings sind die riesigen Containerschiffe auch weiterhin mit Erdgas oder Schweröl unterwegs. Der Frachter Elbblue könnte hier nun aber einen Wandel einläuten. Denn das Schiff wurde bereits im Jahr 2017 auf den Betrieb mit Flüssigerdgas umgerüstet. Nun tritt es erstmals eine kommerzielle Fahrt mit synthetischen Kraftstoffen an. Konkret geht es von Brunsbüttel zunächst in die russische Metropole St. Petersburg. Anschließend erfolgt ein erneuter Tankstopp im Heimathafen, bevor Rotterdam angesteuert wird. Mit einer Kapazität von 1036 Standardcontainern handelt es sich bei der Elbblue um ein vergleichsweise kleines Containerschiff. Es wird vor allem für Zubringerdienste in der Nord- und Ostsee eingesetzt. Die jetzigen Fahrten dienen aber vor allem dazu, unter Beweis zu stellen, dass der Schiffsantrieb mit synthetischen Kraftstoffen tatsächlich funktioniert. Gelingt dies, könnten theoretisch schon bald auch deutlich größere Frachter auf diese Weise klimaneutral über die Weltmeere fahren. Einen Haken gibt es allerdings noch.

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Noch sind die Produktionskosten deutlich zu hoch

Das Verfahren zur Produktion der synthetischen Kraftstoffe ist vergleichsweise aufwändig und teuer. So wurde der nun verwendete flüssige und klimaneutrale Treibstoff von der Firma Kiwi AG in Cloppenburg produziert. Dort wird Windkraft genutzt, um zunächst Wasser in Wasserstoff und Sauerstoff aufzuspalten. Dadurch steht grüner Wasserstoff zur Verfügung, der dann mit CO2 versetzt wird. Als Endprodukt erhält man synthetisches Methan, das dann noch verflüssigt werden muss. Am Ende des Prozesses liegen die Produktionskosten somit rund drei- bis sechsmal so hoch wie bei konventionellem Flüssiggas. Dies ist für die Reedereien noch nicht besonders attraktiv. Allerdings sind bisher auch nur kleine Pilotanlagen im Einsatz. Sollten zeitnah industrielle Anlagen entstehen, würden alleine die dadurch entstehenden Skaleneffekte schon für eine gewisse Kostenreduzierung sorgen. Grundsätzlich ist die Schifffahrtsbranche zudem auf neue Lösungen angewiesen. Denn sie hat sich verpflichtet, langfristig auf fossile Energieträger zu verzichten.

Via: Handelsblatt

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