Die britische Zeitschrift „The Economist“ veröffentlicht regelmäßig eine Liste mit den wertvollsten Rohstoffen der Welt. Jahrzehntelang stand dort Erdöl an der Spitze. Doch neuerdings ist kein fossiler Rohstoff mehr ganz oben zu finden. Stattdessen gelten nun Daten als besonders wertvolle Ressource. Diese müssen allerdings auch irgendwo gespeichert werden. Weltweit entstehen daher immer mehr Rechenzentren. Diese bringen aber das Problem mit sich, dass sie relativ viel Strom verbrauchen. Die Betreiber ergreifen daher teilweise schon sehr ungewöhnliche Maßnahmen. So versenkte Microsoft im vergangenen Jahr ein ganzes Rechenzentrum im Meer, um so für eine Art natürliche Kühlung zu sorgen. In Schottland soll nun ein neuer Ansatz erprobt werden: Die für das Zentrum benötigte Energie wird durch die Gezeiten des Meeres gewonnen.


Das Kraftwerk wird direkt mit dem Rechenzentrum verbunden

Theoretisch bieten Gezeitenkraftwerke ein enormes Potential in Sachen Stromerzeugung. In der Praxis zeigte sich bisher aber, dass es gar nicht so einfach ist, sich die gewaltigen Kräfte des Meeres nutzbar zu machen. Vor der Küste Schottlands existiert inzwischen aber eine Anlage, die über eine Kapazität von 6MW verfügt und schon 20.000 Megawattstunden in das öffentliche Stromnetz eingespeist hat. Zukünftig soll die Anlage nun noch einmal ausgebaut werden. Als Zielmarke ist dabei eine Leistung von 80 MW vorgesehen. Der zusätzlich gewonnene Strom soll allerdings nicht mehr ins öffentliche Netz eingespeist werden, sondern über ein privates System von Stromleitungen direkt für den Betrieb des Rechenzentrums zur Verfügung stehen. Um dies zu ermöglichen werden zudem noch einige zusätzliche technische Vorrichtungen installiert.


Die Wirtschaftlichkeit von Gezeitenkraftwerken ist von Bedeutung

So wird es gewisse Speicherkapazitäten vor Ort geben, um einen wirklich konstanten und sicheren Stromfluss zu garantieren. Den aktuellen Planungen zufolge soll im Jahr 2024 der Aufbau des Rechenzentrums inklusive Verbindung zum Gezeitenkraftwerk abgeschlossen sein. Es wird aber darüber nachgedacht, schon zuvor ein kleineres Zentrum in Betrieb zu nehmen, um bestimmte Dinge testen zu können. Nach Abschluss der Aufbauarbeiten wird das Rechenzentrum Schottland dann unter anderem mit London, den Vereinigten Staaten und dem europäischen Festland verbinden. Vor allem ist das Projekt aber von Bedeutung, weil damit der kommerzielle Nutzen von Gezeitenkraftwerken unter Beweis gestellt werden könnte. Dies war in der Vergangenheit nicht immer gelungen.

Via: The Construction Index

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.