Leben wir, um zu arbeiten – oder arbeiten wir, um zu leben? Die Deutschen scheinen sich immer mehr für Letzteres zu entscheiden, denn die Wunscharbeitszeit unserer Bevölkerung sinkt von Jahr zu Jahr. Nun hat sie einen neuen Tiefpunkt erreicht, während die tatsächliche wöchentliche Arbeitszeit bereits auf niedrigstem Level liegt. Was ist los im Lande?


Weniger arbeiten, weniger Geld – aber mehr Leben?

 

Mittlere wöchentliche Arbeitszeit liegt bei 34,7 Stunden

Von wegen 40-Stunden-Woche! Im Durchschnitt möchten die Deutschen nur noch 32,8 Stunden je Woche in Arbeit investieren und den Rest der Zeit frei haben. Alle Teil- und Vollerwerbstätige in einen Topf geworfen, ergibt sich derzeit eine mittlere Arbeitszeit von 34,7 Stunden pro Woche: Das ist schon relativ nah dran, doch nur deshalb, weil der Anteil der Teilzeitarbeitnehmer immer mehr wächst, während die Vollzeitarbeiter weniger werden. Der Wunsch wird also bereits zum sichtbaren Trend.


Teilzeitarbeitnehmer investieren derzeit durschnittlich 20,8 Stunden je Woche in ihre Arbeit, bei Vollzeitkräften sind es immerhin 40,5 Stunden. Alles in allem liegt die tatsächliche Arbeitszeit bereits unter dem europäischen Durchschnitt von 37 Stunden. In Serbien werden im Mittel noch 43 Stunden pro Woche gearbeitet, in den Niederlanden hingegen nur noch 31,2 Stunden.

Umfrage mit 30.000 Teilnehmern aus dem Jahr 2020

Seit 1984 ermittelt das Sozio-ökonomische Panel (SOEP) des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) die Wunscharbeitszeit in Deutschland. 30.000 Menschen nahmen an der jüngsten ausgewerteten Umfrage im Jahr 2020 teil, sie stammen aus rund 15.000 Haushalten. Viele von ihnen möchten auch dann Stunden reduzieren, wenn es dabei zu spürbaren Gehaltseinbußen kommt. Ob dieser Wunsch allerdings in Zeiten hoher Inflation weiterhin Bestand hat, ist fraglich. Die Umfrageteilnehmer konnten natürlich die Preisexplosionen der Jahre 2022 und 2023 nicht vorhersehen.

Männer aus sämtlichen Altersgruppen wollen laut DIW weniger arbeiten, bei den Frauen sind es vor allem die unter 59-Jährigen, die gern Stunden reduzieren würden. 2010 lag die Wunscharbeitszeit im Mittel noch bei 34,4 Stunden, seitdem hat sich einiges getan. Laut Destatis ist gleichzeitig die reguläre Wochenarbeitszeit von 38,4 Stunden im Jahr 1991 um 3,7 Stunden gesunken. Die Deutschen reduzieren längst.

Quelle: forschung-und-wissen.de

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