Alleine im vergangenen Jahr wurden in Wien 113 Millionen Pakete zugestellt. Dies bringt innerhalb der Millionenstadt gewisse verkehrstechnische Probleme mit sich. Schon seit einiger Zeit wird daher an Alternativen gearbeitet. Die Zustellung mit Lastenrädern funktioniert aber beispielsweise nur auf dem letzten Teilstück. Die Wiener Linien haben daher gemeinsam mit der Forschungsgesellschaft Fraunhofer Austria eine Alternative ersonnen. Diese sieht vor, dass die täglich rund 500.000 Nutzer des öffentlichen Nahverkehrs gewissermaßen im Nebenjob noch einen Teil des Pakettransports übernehmen. Aus Sicht des Klimaschutzes und der Verkehrsplanung wäre dies eine nahezu ideale Lösung. Erste Umfragen haben zudem gezeigt, dass eine gewisse Bereitschaft zur Mitnahme von fremden Paketen durchaus vorhanden ist. Deshalb soll nun ein Konzept erarbeitet werden, auf dessen Basis dann ab dem Jahr 2024 die ersten Tests unter realen Bedingungen stattfinden können.


Über den Dächern der österreichischen Hauptstadt sollen zukünftig das Internetsignal verteilt werden. Foto: Bgabel at wikivoyage [CC BY-SA 3.0 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0)], via Wikimedia Commons

Der Transport erfolgt von Paketstation zu Paketstation

Angedacht ist die Entwicklung einer speziellen App. Diese analysiert auf welchen Routen die jeweiligen Nutzer regelmäßig unterwegs sind. Daraus wiederum lässt sich dann ableiten, welche Pakete für die Mitnahme in Frage kommen. Mithilfe eines QR-Codes könnten die Fahrgäste das Paket dann an einer Paketstation in der Nähe ihrer Starthaltestelle abholen. Am Ziel würde die Fracht dann ebenfalls in einer Paketstation abgelegt. Dort könnte der Empfänger das Paket dann entweder selbst abholen. Oder es schließt sich eine weitere Zustellung an – etwa mit dem Lastenrad. Die Wiener Linien sind nun bemüht, die Voraussetzungen für den geplanten Feldversuch zu schaffen. So soll über eine Analyse der Fahrgastströme herausgefunden werden, wo die Paketstationen am sinnvollsten aufgestellt werden können. Diese wiederum sollen über Solarmodule verfügen und können so auch ohne eigenen Stromanschluss betrieben werden. Dies ist nicht nur klimafreundlich, sondern erhöht auch die Flexibilität bei der Standortwahl.

Rechtliche Fragen sind noch nicht final geklärt

Schon in zwei Jahren könnten dann tatsächlich die ersten Pakete probeweise in der Straßenbahn mitgenommen werden. Bevor das Konzept dann allerdings flächendeckend umgesetzt wird, sind noch einige Fragen zu klären. So ist etwa noch unklar, inwiefern der Transport für den ÖPNV-Nutzer vergütet wird. Auch rechtliche Fragen – etwa wer bei Schaden oder Verlust haftet – sind noch ungeklärt. Sollte sich der Test allerdings als erfolgreich erweisen, dürften auch hier Lösungen gefunden werden. Ganz neu ist die Idee beim Pakettransport auf den öffentlichen Personennahverkehr zurückzugreifen zudem nicht. So regte der ehemalige Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) einst an, man könnte die Pakete doch nachts mit der U-Bahn in die Stadt transportieren. Tatsächlich existierte ein ähnliches System bis in die 1950er Jahre in Chicago, erwies sich dort aber als unrentabel. Neu an dem Wiener Ansatz ist nun, dass die Fahrgäste gewissermaßen zum Paketboten werden sollen.


Via: Der Standard

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