Die Bahn gilt gemeinhin als klimafreundliche Alternative zu Fahrten auf der Straße. Grundsätzlich ist dies auch richtig. Allerdings fällt die Bilanz dort besonders gut aus, wo es Oberleitungen über den Schienen gibt und die Züge so rein elektrisch fahren. Dies ist aber seltener der Fall als man denken könnte. Konkret sind vierzig Prozent der Bahnstrecken in Deutschland nicht elektrifiziert. In der Regel kommen dort Dieselloks zum Einsatz, die die Klimabilanz deutlich verschlechtern. Auf einigen Strecken wird daher mit Wasserstoff-Zügen experimentiert. Dort sorgt eine Brennstoffzelle dafür, dass der Elektroantrieb mit ausreichend Energie versorgt wird. Alternativ dazu können Züge aber auch mit einem Akku ausgestattet werden. Ist dieser aufgeladen, können dann auch Strecken befahren werden, die nicht über eine Oberleitung verfügen. Bisher allerdings ist der Ladevorgang in vielen Fällen recht kompliziert.


Bild: swt/Marquardt

Nach 20 Minuten liegt die Reichweite bei bis zu 120 Kilometern

So müssen die Züge oftmals regelmäßig größere Bahnhöfe ansteuern, um dort dann Strom aus der Oberleitung abzuzapfen. Einen etwas anderen Ansatz verfolgen nun die Stadtwerke Tübingen: Gemeinsam mit einer Schweizer Fachfirma haben sie eine Schnellladestation für Züge entwickelt. In Ammerbuch im Landkreis Tübingen wurde die Konstruktion nun erstmals unter realen Bedingungen getestet. Dort dockte ein Zug an die Ladestation an und lud die integrierte Batterie auf. Der Test verlief durchaus erfolgreich, so dass die Stadtwerke nun davon ausgehen, dass das System kommerziell ausgerollt werden kann. Im besten Fall können die Züge dann innerhalb von zwanzig Minuten mit einer Leistung von 1.200 Kilowatt aufgeladen werden und anschließend bis zu 120 Kilometer fahren. Die Schnellladestation ist zudem so ausgelegt, dass sie theoretisch von allen Batteriezügen der unterschiedlichen Hersteller genutzt werden kann.

Die Stadtwerke Tübingen versorgen die Bahn mit Strom

Allerdings muss die Bordelektronik angepasst werden. Dies sollte in den meisten Fällen aber kein großes Problem darstellen. Dass ausgerechnet die Stadtwerke Tübingen die Entwicklung der Schnellladestation vorangetrieben haben, ist kein Zufall. Denn das Unternehmen speist schon seit dem Jahr 2014 Strom in das klassische Bahnnetz ein. Nun wollen die Stadtwerke auch bei batteriebetriebenen Zügen einen Fuß in die Tür bekommen. Deshalb bauen sie eine eigene und hochwertige Infrastruktur auf. Zum Einsatz kommen könnte die Schnellladestation vor allem auf abgelegenen Strecken, die nicht elektrifiziert sind und wo auch kein größerer Bahnhof in der Nähe ist. Für die exakte Klimabilanz ist es allerdings auch von Bedeutung, welche Art von Strom in die Batterie eingespeist wird. Bei Ökostrom sind die Emissionen des Batteriezugs vergleichsweise gering. Wird aber etwa Kohlestrom eingespeist, sieht dies schon deutlich anders aus.


Via: swt

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