Die Natur hat es vorgemacht. Innerhalb von höchstens zwei Jahren verwandelt sie das Klimagas Kohlenstoffdioxid (CO2) in Karbonat, ein Mineral buchstäblich so hart wie Stein, wenn das CO2 in den Untergrund gepresst und dort mit den richtigen Reaktionspartnern zusammentrifft. Forscher in Finnland haben sich diesen Prozess ganz genau angeschaut und ihn oberirdisch imitiert, in gewisser Weise zumindest. In einer Pilotfabrik, die in einem Container auf dem Gelände eines Betonwerks im finnischen Hollola produziert das Unternehmen Carbonaide aus Joensuu Betonfertigteile, für die es keinen Zement benötigt. Das ist ein großer Schritt für den Klimaschutz, denn die Zementproduktion verursacht acht Prozent der weltweiten CO2-Emissionen.


Bild: VTT

Industrielle Produktionsstätte

Carbonaide ist aus dem Forschungszentrum VTT Technical Research Centre of Finland in Espoo hervorgegangen, das den zementfreien Beton entwickelt hat. Jetzt sind die Versuche in der Pilotfabrik erfolgreich abgeschlossen sodass das junge Unternehmen den nächsten Schritt wagt: Den Aufbau einer großindustriellen Fabrik, ebenfalls in Hollola, für 1,8 Millionen Euro, die der Staat, die finnischen Betonhersteller und strategische Investoren zur Verfügung stellen.

Industrieabfälle statt Zement

Zement fungiert in klassischem Beton als Bindemittel zwischen den Zuschlagstoffen Sand und Kies. Carbonaide ersetzt den Binder durch ein Gemisch aus Hochofenschlacke, Grünlauge, die bei der Zellstoffherstellung anfällt, und Bioasche etwa aus Heizkraftwerken, in denen Holz verfeuert wird, sowie CO2, das fürs Aushärten zuständig ist. In der neuen Fabrik sollen täglich bis zu fünf Tonnen CO2 gebunden werden, das aus der Luft gewonnen wird.


Zehn Fabriken bis 2026 geplant

„Im vergangenen Herbst haben wir gezeigt, dass wir den CO2-Fußabdruck unseres Betons auf minus 60 Kilogramm pro Kubikmeter senken können, wenn wir Portlandzement durch Schlacke ersetzen“, so Carbonaide-CEO Tapio Vehmas. Der CO2-Fußabdruck von herkömmlichem Beton liegt bei 250 bis 300 Kilogramm pro Kubikmeter. Das „Minus“ rührt daher, dass in den Beton CO2 einfließt, das ja der Atmosphäre entnommen wird. Vehmas will bis 2026 in Finnland zehn Fabriken zur Herstellung der neuartigen Bauteile errichten, die pro Jahr Millionen Tonnen CO2 binden.

 

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