In knapp 30 Jahren leben zehn Milliarden Menschen auf der Erde, gut zwei Milliarden mehr als heute. Sie alle mit den heutigen Nahrungsmitteln zu versorgen dürfte angesichts der Knappheit von fruchtbarem Land und Süßwasser. Forscher des Leibniz-Zentrums für Marine Tropenforschung (ZMT) in Bremen machen sich schon heute Gedanken über eine Lösung. Naheliegend, dass sie auf Flora und Fauna der Meere kommen. Kabeljau, Thunfisch und Seelachs haben sie dagegen nicht im Visier. Eher schon Quallen, die eher als Plage bekannt sind. Daraus könne man beispielsweise Chips machen, meint der Meeresbiologe Holger Kühnhold. Auch Seegurken hätten einen hohen Gehalt an Nährstoffen, und natürlich Algen, die heute schon weit verbreitet sind wie die Nori-Alge.


Bild: Achim Meyer;
Leibniz-Zentrum für Marine Tropenforschung (ZMT)

Von Quallen kann man nur schwärmen

Wenn die Rede auf Quallen kommt beginnt Kühnhold förmlich zu schwärmen: „Sie sind fettarm und bestehen hauptsächlich aus Eiweiß, das einen hohen Anteil an essentiellen Aminosäuren aufweist. Sie enthalten außerdem viele Mineralstoffe und mehrfach ungesättigte Fettsäuren.“ Lauter wesentliche Bestandteile von auch heute schon genutzten Nahrungsmitteln und zudem noch gesund.

Lachs und Thunfisch sind es nicht

Der Mensch muss seinen Körper mit reichlich Nahrungseiweiß versorgen, das er unter anderem für den Aufbau von Muskeln, Organen, Knochen und Haut benötigt. Vom Verzehr von Raubfischen wie Lachs und Thunfisch hält der Meeresbiologe wenig. Sie benötigten zum Wachsen ein Vielfaches ihres Eigengewichts an kleinen Fischen. Auch in Aquakulturen müsse dieser Bedarf mit Fischmehl und -öl von Wildfischen gedeckt werden. Er plädiert dafür, kleine Fische wie Sardinen oder Anchovis häufiger auf den Speiseplan zu stellen. Oder eben eiweißreiche Meeresfrüchte wie Quallen, die weniger anspruchsvolle Nahrung benötigen. Sie könnten als Chips oder Proteinpulver den Speiseplan bereichern.


Die Seegurke ist „Ginseng des Meeres“

Das ZMT untersucht auch andere potentielle Eiweißspender aus dem Meer auf ihren Nutzen für die Ernährung und die Möglichkeit, sie in Aquakultur zu züchten. Dabei rücken Seegurken, von denen es rund 1700 Arten gibt, in den Blick. In Asien bezeichnet man sie als „Ginseng der Meere“, denen sogar heilende Wirkung zugesprochen wird. So enthalten sie unter anderem Chondroitinsulfat, das gegen Arthrose wirken soll. Auch der europäischen Küche sind sie nicht völlig fremd. In Katalonien werden sie Espardenyes genannt und als kostspielige Delikatesse von Sterneköchen auf vielfältige Weise zubereitet.

Grüner Kaviar von der Meerestraube

Selbst Kaviar soll künftig dafür sorgen, dass alle Menschen zu essen haben. Allerdings meint Kühnhold nicht den sündhaft teuren Beluga-Kaviar, sondern en grünen Kaviar, den eine Alge produziert, die umgangssprachlich Meerestraube genannt wird. Sie produziert an Rispen kleine grüne Kugeln, die leicht salzig schmecken und im Mund wie Kaviar zerplatzen. Sie stecken voller Proteine, Mineralstoffe, Antioxidantien und mehrfach ungesättigter Fettsäuren.

 

via

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.