Wien, wie unzählige andere Städte in Mitteleuropa von Hitze geplagt, weil der Klimawandel fortschreitet, erfrischt seine Bürger an Trinkwasserbrunnen, die zudem fein zerstäubtes Wasser versprühen. Das kühlt die Erhitzten. Manche Restaurantbesitzer verlassen sich bei ihrer Außengastronomie nicht mehr allein auf Sonnenschirme, um ihren Gästen den Aufenthalt so schön wie möglich zu gestalten. Sie haben ebenfalls Sprüher installiert, die die Luft abkühlen. Das kostet Strom für die Pumpen und Wasser.


Kalte Sonne
Foto: Cold Sun, Mark Vegas, Flickr, CC BY-SA 2.0

Klimaanlage arbeitet ohne Strom

Bald können sie auf ein anderes System umsteigen. Kinsho heißt es und wurde trotz seines japanisch klingenden Namens im israelischen Kibbuz Schefajim vom Start-up Green Kinoko entwickelt. Es braucht weder Strom noch Gas, arbeitet geräuschlos und emittiert werden Schadstoffe noch Klimagase. Kinsho nutzt die Kälte, die in flüssigem Stickstoff steckt, der eine Temperatur von minus 196 Grad Celsius hat. Es befindet sich in einem auswechselbaren Tank, der nicht sonderlich gut isoliert ist, sodass sich die Flüssigkeit erwärmt und sich nach und nach in ein Gas zurückverwandelt. Dabei dehnt es sich um das 700-Fache aus, sodass es kein Halten mehr gibt. Es drängt aus dem Tank heraus und wird im Inneren von Kinsho so geführt, dass es mit einer Temperatur von minus zehn Grad aus den Auslassöffnungen quillt und sich weitgehend in dieser Höhe verteilt.

Kühlen und Heizen kosten dasselbe

„Das reicht für die Klimatisierung von vier Tischen“, sagt Moran Goldberg von Green Kinoko. Da die Luft ohnehin zu 78 Prozent aus Stickstoff besteht, werden die Menschen, die vom kalten Strom getroffen werden, gesundheitlich nicht beeinträchtigt. Ohnehin tun sie gut daran, sich nicht in der Nähe der Auslassöffnungen aufzuhalten, sondern in einer gewissen Entfernung, sodass der ankommende Stickstoffstrom schon erwärmt ist.


„Normalerweise kostet flüssiger Stickstoff 50 bis 60 Euro pro Tank“, sagt Goldberg. „Damit ist das Kühlen in der Außengastronomie im Sommer etwa so teuer wie das Heizen im Winter.“ Flüssiger Stickstoff entsteht bei der Spaltung von Luft, bei der es vor allem um die Gewinnung von Sauerstoff, Argon und Helium geht. Dieser Prozess benötigt natürlich Energie in Form von Strom. Stickstoff wird vor allem als Schutzgas beim Schweißen und in der Lebensmittelindustrie genutzt. 2023 soll das System in Serie produziert werden.

 

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