So widerstandsarm, wie Haie durchs Wasser gleiten, fliegen künftig zehn Frachter der Deutschen Lufthansa vom Typ Boeing 777F durch die Lüfte. Sie werden ab Anfang 2022 mit „AeroSHARK“ beklebt, einer Folie des Ludwigshafener Chemieriesen BASF, deren Oberfläche der feinen Struktur von Haifischhaut nachempfunden ist. Das reduziert den Luftwiderstand. Das Luftfahrtunternehmen rechnet damit, dass der Treibstoffverbrauch dadurch um 3600 Tonnen pro Jahr sinkt. Das bedeutet ein Minus an Kohlendioxid-Emissionen von 11.700 Tonnen. Das entspricht den Emissionen von 48 Frachtflügen von Frankfurt nach Schanghai.


Bild: Lufthansa

Riblets reduzieren Turbulenzen

Die Oberflächenstruktur der „Haifischhaut“, wie sie oft genannt wird, weist 50 Mikrometer große Rippen auf, Riblets genannt. Sie optimiert die Aerodynamik an strömungsrelevanten Stellen der Flugzeuge. Die Riblets reduzieren Turbulenzen, die wie Bremsen wirken. 

„Die Luftfahrtindustrie steht vor ähnlichen Herausforderungen wie die Chemieindustrie: Trotz eines hohen Energiebedarfs müssen kontinuierlich Fortschritte beim Klimaschutz erzielt werden“, sagt Markus Kamieth, Vorstandsmitglied der BASF. „Die gelungene Kombination unseres Know-hows in Oberflächendesign und Aerodynamik hat uns nun einen großen Schritt vorangebracht.“


Luftrechtliche Zulassung nötig

Lufthansa Technik verantwortet in Kooperation mit BASF die Spezifikation des Materials, die luftrechtliche Zulassung sowie die Durchführung der Flugzeugmodifikationen, die im Rahmen regulärer Instandhaltungs-Liegezeiten erfolgen. Ziel ist das Erreichen des für den Betrieb notwendige Supplemental Type Certificate (STC) der Europäischen Agentur für Flugsicherheit (EASA).

Die Riblet-Folie hat der BASF-Unternehmensbereich Coatings entwickelt. Dabei mussten die strengen Anforderungen der Luftfahrt erfüllt werden. Es galt, sie gegen starke ultraviolette Strahlen zu immunisieren und so auszulegen, dass sie bei den im Luftverkehr üblichen hohen Temperatur- und Luftdruckschwankungen nicht schwächelt oder sich von der Außenhaut des Flugzeugs löst.

Erster Test an einer Boeing 747-400

Lufthansa Technik und BASF hatten Ende 2019 erstmals die untere Rumpfhälfte einer Boeing 747-400 mit 500 Quadratmetern Haifischhaut beklebt und diese Modifikation von der EASA zertifizieren lassen. Der Verbrauch reduzierte sich dadurch um 0,8 Prozent. Klingt wenig, doch angesichts des Dursts der Triebwerke kommt so eine Menge an eingespartem Kerosin zusammen. Bei der Boeing 777F rechnen die Partner mit höheren Einsparungen, da größere Flächen beklebt werden die Außenhaut fensterlos und damit glatt ist.

 

via Lufthansa

1 Kommentar

  1. Achmed Khammas

    7. Mai 2021 at 21:13

    Was mich immer wieder verwundert (und maßlos ärgert) ist, daß die Technologie der Haifischhaut bereits weit über 20 Jahre alt ist.
    Wie können die jetzigen Anwender diese Verzögerung entschuldigen – bzw., warum werden sie dafür nicht zur Rechenschaft gezogen? Kling schräg, ich weiß, aber irgendwie muß doch ein Druck aufzubauen sein, der solche Innovationen viel schneller in die Umsetzungsphase bringt, statt sie erst einmal ‚totzuforschen‘ oder gar in den Schubladen zu versenken (auf Wunsch kann ich diverse Beispiele dafür nennen).

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