Der Patient war 90 Jahre alt. Fast rund um die Uhr lag er im Bett, weil ihn jede kleine -Anstrengung überforderte. Schuld daran war ein massiver Herzklappendefekt, genauer: eine Undichtigkeit der Trikuspidalklappe. Sie besteht aus drei Segeln und dient als Ventil, um den Blutfluss von der rechten Herzkammer in den Lungenkreislauf zu ermöglichen und gleichzeitig den Rückfluss von Blut in den rechten Vorhof zu verhindern.


Herzmuskel
Foto: Untitled, Charlotte Astrid, Flickr, CC BY-SA 2.0

Arbeitsteilung am Herzen

Eigentlich hätte sie in einer Operation bei geöffnetem Brustkorb ausgetauscht werden müssen, was ein zu hohes Risiko bei einem so alten Mann gewesen wäre. Stattdessen setzten Ärzte am Rhein-Maas-Klinikum in Würselen bei Aachen zwei neue Ventile in die obere und untere Hohlvene ein, die gemeinsam die Aufgabe übernehmen, die ursprünglich die Trikuspidalklappe erledigt.

Das Ventil erinnert sich an seine alte Form

TricValve nennen sich die Ventile, die von der Product & Features GmbH in Wien entwickelt worden sind. Sie werden in zusammengepresstem Zustand mit Hilfe eines Katheters über die Leiste ins Ziel geschoben und dort mit Werkzeugen, die sich am Ende des Katheters befinden und fernbedient werden, befestigt. An Ort und Stelle angelangt sehnt sich das Drahtgeflecht auf Grund der Körperwärme aus. Es besteht aus Nitinol, einer so genannten Formgedächtnislegierung aus Nickel und Titan. Im Urzustand, also nach der Herstellung, hat es die Form, die es später in der Vene annehmen wird. Damit es durch die relativ engen Blutgefäße passt wird das Drahtgeflecht zusammengepresst, um sich später passgenau zu entfalten.


Segel aus dem Herzbeutel des Rindes

An diesen Stent sind Segel befestigt, die aus dem Herzbeutel eines Rindes passgenau herausgeschnitten worden sind. Diese bewegen sich wie Segel im Wind. Sie lassen das Blut in die eine Richtung passieren und verhindern, dass es einfach wieder zurückströmt. Was die natürliche Herzklappe allein schafft teilen sich jetzt die beiden TricValves.

Nach dem Eingriff, der zwei bis drei -Stunden dauert, ist der Patient wieder völlig fit. Das Verfahren wird derzeit nur in wenigen deutschen Kliniken eingesetzt.

 

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