Es gilt als eines der lukrativsten Geschäftsmodelle der Zukunft: Satelliten im Weltall sollen auch im letzten Winkel auf der Erde für schnelles Internet sorgen. Auf diese Weise will beispielsweise das von Elon Musk gegründete Startup SpaceX zukünftig einen Großteil seiner Gewinne einfahren. Auch Amazon-Gründer Jeff Bezos verfolgt entsprechende Pläne. Selbiges galt bisher für das Unternehmen Oneweb. Doch so lukrativ das Geschäft zukünftig auch sein mag: Zunächst einmal müssen gewaltige Investitionen gestemmt werden. Denn auch wenn die Raumfahrt generell in den letzten Jahren günstiger geworden ist, kostet der Aufbau eines flächendeckenden Satelliten-Netzes viel Geld. Genau dies ist nun Oneweb zum Verhängnis geworden. Weil sich inmitten der Corona-Krise kein neuer Geldgeber fand, musste das Unternehmen nach Chapter 11 der US-Gesetzgebung Insolvenz anmelden.


Bild: Comet ISON Streaks Toward the Sun, NASA Goddard Space Flight Center, Flickr, CC BY-SA 2.0

Eigentlich sollten 648 Satelliten ins All befördert werden

Wirklich überraschend kommt dieser Schritt allerdings nicht. Denn schon zu Boom-Zeiten hatte die Firma immer wieder mit Zahlungsschwierigkeiten zu kämpfen. Nun kam erschwerend hinzu, dass der größte Anteilseigner und Geldgeber – das japanische Unternehmen Softbank – im Zuge einiger Fehlinvestitionen selbst mit Problemen zu kämpfen hat. Oneweb musste daher zunächst Mitarbeiter entlassen und dann offiziell die Pleite verkünden. Aktuell gilt es daher als unwahrscheinlich, dass es dem Unternehmen tatsächlich gelingen wird, 648 Satelliten ins All zu befördern und zur Verbreitung von Internetsignalen zu nutzen. Ausgeschlossen ist dies aber nicht. Denn theoretisch könnte sich auch jetzt noch ein neuer Investor finden. Deshalb verbleiben auch die bereits gestarteten Satelliten zunächst im All, um die Rechte an den reservierten Funkfrequenzen nicht zu verlieren.

Auch andere private Raumfahrtunternehmen sind betroffen

Betroffen von der Pleite ist aber nicht nur das Unternehmen selbst, sondern auch zahlreiche andere Firmen aus der Raumfahrt-Branche. So gab es einen Vertrag zwischen Oneweb und Arianespace über den Transport der Satelliten ins All. Dieser besaß einen Wert von rund einer Milliarde Dollar und dürfte nun obsolet werden. Arianespace verliert damit auf einen Schlag rund die Hälfte der im nächsten Jahr geplanten Raketenstarts. Schlimmer noch: Gleichzeitig schuldet Oneweb dem Unternehmen auch noch 238 Millionen Dollar. Weil es sich dabei um ungedeckte Kredite handelt, dürfte das Geld wohl verloren sein. Auch Airbus bleibt von der Pleite nicht unberührt. So wurden die Satelliten von Oneweb in einem Joint Venture produziert. Auch diese Gemeinschaftsfirma steht nun vor dem Aus. Angesichts der aktuellen Corona-Krise bleibt abzuwarten, ob und wie die private Raumfahrt in nächster Zeit auf staatliche Hilfe angewiesen sein wird.


Via: Oneweb

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