Der Riss des vorderen Kreuzbandes ist eine vergleichsweise häufig auftretende schwere Sportverletzung. In der Vergangenheit konnte sie für Profisportler sogar das Karriereende bedeuten. Inzwischen ist dies die absolute Ausnahme: Nach einer mehrmonatigen Zwangspause erreichen die allermeisten betroffenen Sportler anschließend wieder ihr altes Niveau. Kreuzbandrisse sind aber kein Phänomen des Profisports, sondern treten vor allem bei Sportarten mit schnellen Richtungswechseln auch bei Hobbysportlern auf. Bisher setzen die meisten Ärzte hier auf eine zeitnahe Operation, bei der das Kreuzband rekonstruiert wird. Alternativ ist es aber auch möglich, zunächst auf eine konservative Behandlung ohne OP zu setzen. Dabei wird versucht, die umliegenden Muskeln so zu stärken, dass sie die Aufgabe des gerissenen Bands mit übernehmen können. Teilweise verwächst zudem das gerissene vordere Kreuzband auch mit dem hinteren Kreuzband. Dies sorgt dann noch einmal für mehr Stabilität im geschädigten Knie.


Bild: Drcarlosgarcia87, CC BY-SA 4.0 <https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0>, via Wikimedia Commons

Eine Operation ist immer mit einem gewissen Risiko verbunden

Forscher an der Hochschule für Gesundheit in Bochum haben sich nun einmal genauer angeschaut, welche Behandlungsmethode den größeren Heilungserfolg verspricht. Dazu werteten sie in einer sogenannten Meta-Studie die randomisierten Daten aus drei vorangegangenen Studien aus. Insgesamt konnten so die Ergebnisse bei 320 Patienten untersucht werden, die teilweise operiert und teilweise konservativ behandelt wurden. Das etwas überraschende Ergebnis: Es gibt keine signifikanten Vorteile für eine der beiden Optionen. Weil eine Operation aber immer mit einem gewissen Risiko verbunden ist und auch nicht unerhebliche Kosten mit sich bringt, würde dies eher für die konventionelle Behandlungsmethode sprechen. Zumal diese auch bei den Spätfolgen Vorteile mit sich zu bringen scheint. So trat Arthritis durch Knorpelverschleiß im Laufe der Zeit bei den operierten Patienten signifikant öfter auf als bei den konservativ behandelten Personen. Warum dies so ist, konnte bisher nicht final geklärt werden.

In einigen Fällen muss trotz konservativer Behandlung doch operiert werden

Die Studienergebnisse zeigen also, dass die konservative Behandlung keineswegs die schlechtere Option sein muss. Allerdings ist bei der Interpretation der Daten auch eine gewisse Vorsicht geboten. Denn zum einen ist die Zahl der in die Auswertung geflossenen Patienten noch sehr gering. Hier sind weitere Studien nötig, um das Ergebnis zu verifizieren. Zum anderen schließen sich konservative Behandlung und Operation keineswegs aus. Denn in einigen Fällen zeigt, sich, dass das Knie trotz zusätzlich aufgebauter Muskulatur weiterhin instabil bleibt. Hier muss dann doch noch operiert werden. In der Vergangenheit haben Untersuchungen gezeigt, dass rund die Hälfte der zuvor konservativ behandelten Patienten sich früher oder später doch noch für die Operation entschieden haben. Die Bochumer Forscher wollen daher auch nicht die eine einzig richtige Lösung propagieren. Sie plädieren stattdessen darauf, immer den Einzelfall zu betrachten und die individuell beste Behandlungsmethode zu wählen.


Via: HS Gesundheit

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