Wer in den letzten Jahren in Norwegen ein Elektroauto gekauft hat, profitiert von zahlreichen staatlichen Vergünstigungen. So musste er keine Mehrwertsteuer entrichten und kann auf öffentlichen Parkplätzen kostenlos den Wagen abstellen. Diese Strategie erwies sich als durchaus erfolgreich: Inzwischen verfügen rund 65 Prozent der neu zugelassenen Autos in Norwegen über einen Elektroantrieb. Dies stellt einen Rekordwert in Europa dar. Doch die Regierung hat schon vor einiger Zeit einen leichten Kurswechsel eingeleitet und einige Vergünstigungen zurückgefahren. Nun wurde auch die vollständige Befreiung von der Mehrwertsteuer aufgeweicht. Für Fahrzeuge, die umgerechnet mehr als 51.700 Dollar kosten, muss demnach zumindest ein ermäßigter Satz gezahlt werden. Außerdem gilt ab dieser Grenze: Je teurer das Auto, desto höher auch der Mehrwertsteuersatz. In kraft tritt die neue Regelung ab dem nächsten Jahr. Dies könnte in diesem Jahr noch einmal zu steigenden Verkäufen führen, während zumindest teure Elektroautos anschließend an Attraktivität verlieren könnten.


Bild: Lloyd Alter, CC BY 2.0 (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/2.0)

Ab 2025 sollen keine Verbrenner mehr zugelassen werden

Grundsätzlich ist es nicht ungewöhnlich, dass Regierungen neue Technologien zunächst mit Subventionen unterstützen und diese dann irgendwann zurückfahren. Ganz ähnlich ist beispielsweise auch die chinesische Regierung vorgegangen. Hinzu kommt, dass Norwegen die Elektroauto-Branche auf andere Weise unterstützen wird: Ab dem Jahr 2025 sollen gar keine Neuwagen mit Verbrennungsmotor mehr verkauft werden dürfen. Damit ist das Land den Plänen der Europäischen Kommission immerhin stolze zehn Jahre voraus. Interessant ist daher vor allem, dass die norwegische Regierung den Abbau der Subventionen auch mit einer neuen Strategie begründet. So sagte der Transportminister Jon-Ivar Nygard: „Elektrische Autos verschaffen uns eine grünere Art des Transports. Aber es existiert auch eine klare Konkurrenzsituation mit dem Öffentlichen Verkehr in städtischen Gebieten. Wir müssen es attraktiver machen, mit dem ÖPNV, dem Fahrrad oder zu Fuß unterwegs zu sein.“ Im Klartext bedeutet dies: Es reicht nicht einfach nur alle Autos mit einem Elektroantrieb auszustatten. Stattdessen soll auch die Zahl der Autofahrten sinken.

In den Innenstädten ist der Platz begrenzt

Dies wiederum dürfte aber nur funktionieren, wenn die Alternativen an Attraktivität gewinnen. Hier aber kommt die Platzsituation in den Innenstädten ins Spiel. Denn begrenzter Platz kann immer nur einmal genutzt werden. Dadurch entsteht die erwähnte Konkurrenzsituation. Denn wenn etwa Busspuren auch von Elektroautos genutzt werden dürfen, ist dies zwar schön für die Autofahrer, kann aber auch zu Problemen für Busnutzer und Fahrradfahrer führen. Grundsätzlich gibt es zudem in beinahe allen Großstädten eine Konkurrenz zwischen möglichst vielen Fahrspuren und im Idealfall abgetrennten und breiten Radwegen. Norwegen scheint hier die Akzente nun ein wenig hin zu den nicht-motorisierten Verkehrsteilnehmern verschieben zu wollen. Die dafür benötigten Geldmittel sollen offensichtlich zumindest teilweise aus den nicht mehr benötigten Subventionen für Elektroautos genommen werden. Klar ist aber auch: Ganz ohne Förderung werden Elektroauto-Käufer in Norwegen auch zukünftig nicht auskommen müssen.


Via: Electrek

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.